Wiedergänger

Wiedergänger von Alexandra Kui

Inhalt
In den Wirren des 2. Weltkrieges wird 1942 in Lübeck ein Mann lebendig begraben – und das von seinen eigenen Kindern. Als der Krieg vorbei ist, verschlägt es die Tochter dieses Mannes nach Island, wo sie sich eine neue Existenz aufbauen möchte und die Vergangenheit endlich hinter sich lassen will. Doch das Leben im unwirtlichen, kalten Island stellt Fritzi Hartmann (so der Name der Tochter), die in Island einen neuen Namen angenommen hat, vor scheinbar unlösbare Aufgaben und sie hat nicht nur mit dem harten Leben in der isländischen Einöde zu kämpfen, sondern es machen ihr auch merkwürdige Geistererscheinungen und der tief in der isländischen Kultur verwurzelte Aberglaube zu schaffen.

60 Jahre nach der schrecklichen Tat bekommt es Liv Engel, eine Nachfahrin des einst lebendig begrabenen Mannes mit den Folgen des Verbrechens zu tun. Ihr geliebter Großvater Tönges verschwindet und Liv macht sich auf die Reise nach Island – eine Reise, die ihr Leben und ihr Bild von sich selbst und ihrer Familie nachhaltig verändern wird…

Eine intensive Familiensaga – geschrieben von einer Thriller-Autorin
Dem Klappentext nach zu urteilen, erwartet den Leser in „Wiedergänger“ eine fesselnde Erzählung über ein ungesühntes Verbrechen, welches einen Fluch zur Folge hat und so das Leben der Protagonisten noch über Jahre hinweg belastet. Allerdings sollte man sich im Falle von „Wiedergänger“ nicht unbedingt auf den Klappentext verlassen – der Roman ist vielmehr eine intensive, tiefgründige Familiensaga, die den Leser in die Einöde der isländischen Provinz verschlägt als ein typischer Kriminalroman.

Die Lebenswege der Protagonisten sind zwar miteinander verbunden, dies jedoch auf verschlungene und teilweise schwer durchschaubare Weise, und die Autorin konzentriert sich in „Wiedergänger“ vor allem auf die Beschreibung der isländischen Kultur, der Eigenheiten der Bewohner dieser Insel und auf die genaue Analyse der isländischen Geistergeschichten und des Aberglaubens. Dies trägt dazu bei, dass der Roman sehr intensiv und tiefgründig erscheint, doch eine wirkliche Spannungskurve sucht man leider bis zum Schluss vergebens. Der Schluss ist überraschend und beantwortet viele ungeklärte Fragen, lässt den Leser aber doch an einem gewissen Punkt allein und beinahe ratlos zurück.

„Wiedergänger“ überzeugt somit als Familiensaga, wer jedoch einen echten Spannungsroman oder gar einen Thriller erwartet, wird wohl etwas enttäuscht sein. Dies mag zu einem gewissen Teil auch an den Unterschieden zwischen der deutschen und der isländischen Kultur liegen, denn der durchschnittliche deutsche Leser wird von der Existenz von Geistern und Untoten, die so gar nicht dem „Zombie-Klischee“ entsprechen, wohl wenig überzeugt sein. Das Manko des Romans ist dabei im Wesentlichen die Tatsache, dass oftmals die Realität mit den Wahnvorstellungen der einzelnen Protagonisten verschwimmt und man als Leser deshalb so etwas wie eine „klare Linie“ vermisst.

Fazit
Wer angesichts des geografischen Hintergrunds von „Wiedergänger“ einen klassischen „nordischen Krimi“ erwartet, wird enttäuscht werden, denn an die „Wallander“-Krimis von Henning Mankell oder auch an die düsteren, packenden Kriminalromane von Asa Larsson erinnert in „Wiedergänger“ nur sehr wenig. Wer jedoch bereit ist, sich auf eine tiefgründige, oft zweideutige und sehr intensiv erzählte Familiensage einzulassen, wird an „Wiedergänger“ Freude haben.

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