Zwischen den Welten

ZWISCHEN DEN STÜHLEN!

Die Band:

Seit mehr als 30 Jahren touren Hartmut Engler und seine Mannen durch die Lande und haben sich zu einer der beständigsten und erfolgreichsten deutschsprachigen Bands entwickelt. Der Durchbruch der Band kam bezeichnenderweise mit dem ersten Livealbum aus dem Jahr 1992. Der kommerziell größte Erfolg war das mehrfach platingekrönte Album „Abenteuerland“. Mit den danach folgenden Alben konnten Pur nicht mehr ganz an diesem Erfolg anknüpfen. Allerdings können sie sich auf eine treue Fangemeinde verlassen, die auch in schweren Zeiten der Band zur Seite stand. Nach den Alben „Was ist Passiert“ und „Es ist wie es ist“, die bei den Fans mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurden, legten Pur mit den Alben „Wünsche“ und „Schein & Sein“ wieder bessere Werke vor. 2015 machte Hartmut Engler als Teilnehmer beim Tauschkonzert „Sing meinen Song“ von sich reden. Das letzte Album „Achtung“ konnte dann wieder an die alten Erfolge anknüpfen.

Das Album:

Gemäß ihrem seit dem Jahr 2000 praktizierten Drei-Jahres-Rhythmus legt die Band aus Bietigheim-Bissingen mit „Zwischen den Welten“ ihr neues, das inzwischen sechzehnte, Studioalbum vor. Ein Album, das bei vielen Fans durchaus polarisiert, ist doch einiges anders und trotzdem typisch pur. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt. 

Die auffälligste Veränderung ist sicher im Sound der Band zu erkennen. Natürlich sind die charakteristischen Trademarks zu auszumachen, jedoch hört man einen etwas neuen Stil, der der Tatsache geschuldet ist, dass Komponist Ingo Reidl aufgrund einer Krebserkrankung nicht im gewohnten Umfang Musik beisteuern konnte. Das muss an sich kein Nachteil sein. Das Problem ist, dass Pur, die andere Musiker deutsche Popmusiker wie Andreas Bourani oder Max Giesinger beeinflusst haben, nur noch wie ein Abziehbild eben dieser klingen. Alle Titel sind auf radiotaugliche drei bis vier Minuten angelegt. Vorbei die Zeiten, wo ein sperriger (und ebenso genialer) Titel wie „Ich will raus hier“ oder ein monumentaler Song wie „Wünsche“ (von „Seiltänzertraum“ will ich gar nicht reden) die Sechs-Minuten-Marke erreicht oder gerissen haben. Erschwerend kommt hinzu, dass über fast alle Titel ein Soundteppich gelegt wurde, der mit einer Überdosis Hall alles zukleistert und dem alle Ecken und Kanten entfernt wurden. Nur vereinzelt blitzt in Titeln wie „Beinah“ oder „Licht ins Dunkel“ musikalisch das auf, was Pur eigentlich ausmacht. 

Auch textlich ist das Album sicher kein Totalausfall. Gefühlvoll besingt Hartmut Engler die Krankheit seines Freundes und Bandkollegen Ingo Reidl („Freund und Bruder“). Trotzdem hat er schon treffsichere Titel getextet. Ein Songfragment wie „Planet der Affen“, in dem die vier Despoten dieses Planeten angeprangert werden, hätte mehr sein können, als nur ein Zwischenspiel. Auch die aktuelle Flüchtlingsdebatte hätte durchaus deutlichere Wörter vertragen können, als dies in „Gasthaus“ passiert. 

Trackliste:

01 – Beinah

02 – Zwischen den Welten

03 – Zu Ende Träumen

04 – Licht ins Dunkel

05 – Verboten schön

06 – Energie

07 – Alles was noch kommt

08 – Weißt du nicht

09 – Affen im Kopf

10 – Freund und Bruder

11 – Planet der Affen

12 – Fixstern

13 – Gasthaus

14 – Zu Ende träumen (fest. Nelson Müller, Peter Freudenthaler und Peppa)

Fazit:

Selten habe ich mich mit der Bewertung eines Pur-Albums so schwer getan, wie mit „Zwischen den Welten“. Die totale Enttäuschung, die ich nach dem ersten Hören hatte, hat sich etwas gelegt. Doch wirkliche Highlights kann ich auch nach mehreren Durchgängen nicht ausmachen. Titel wie „Beinah“, „Licht ins Dunkel“ und „Weißt du nicht“ zählen sicher zu den besseren Songs. Trotzdem ist „Zwischen den Welten“ deutlich schwächer als die letzten Alben. Nachhaltig wird hier kein Song im Gedächtnis bleiben. Mal sehen, wie sich die Songs beim Konzert entwickeln, denn wie immer heißt es: Wir sehen uns im Konzert (am 15.12. in Berlin). 

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