Jules Verne – Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

Jules Verne – Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

Otto Lidenbrock der Universalgelehrte aus der Hansestadt Hamburg entdeckt ein bisher unbekanntes Manuskript des isländischen Alchemisten Arne Saknussem, der behauptet einen Weg zum Mittelpunkt der Erde gefunden zu haben. Lidenbrock, von der Idee besessen, begibt sich daraufhin auf das waghalsige Unterfangen, um ewigen Ruhm zu erlangen.

Begleitet wird Lidenbrock von seinem eher rational veranlagtem Neffen Axel, der, seit seine Eltern verstorben sind, bei ihm im Haus lebt. Auf der Reise nach Island und dem dortigen Vulkan Sneffels stößt ein isländischer Reiseführer Hans Bjelke zu der kleinen Expeditionsgruppe und hilft ihnen fortan auf ihrem waghalsigen Unternehmen.

Eine Reise voller Gefahren und Erkenntnisse

Auf ihrer verworrenen Reise zum Mittelpunkt der Erde, der seinen Ausgang im Vulkan nimmt, erleben sie allerhand Abenteuer, Gefahren und kommen zu vielerlei neuen Erkenntnissen zur Entstehung der Erde und ihrem Funktionieren. Die vielen technischen und wissenschaftlichen Erklärungen bieten einen besonderen Überblick über den Erkenntnisstand der damaligen Welt, des 19. Jahrhunderts.

Genial gestalten sich die Figuren in der einmaligen Geschichte. Professor Lidenbrock stellt stets den vorwärtsdrängenden ohne Rücksicht auf eventuelle Gefahren hin handelnden Abenteurer dar, der nur zur Reflektion gelangt, wenn die Lage schier aussichtslos erscheint und er sich seinem Neffen anvertraut, der ihn dann wieder auf den Weg bringt.

Dagegen stellt Axel den rational abwägenden Charakter dar, der als Er-Erzähler den Leser durch die Geschichte begleitet. Er hegt von Anfang an tiefe Zweifel und möchte eigentlich gar nicht an der Reise teilnehmen, was damit bestätigt wird, dass er am Anfang der Geschichte sogar das besagte Manuskript verbrennen möchte.

 Erst wenn die Eindrücke und die Erkenntnisse seine kühnsten Vorstellungen oder Annahmen übertreffen lässt er sich von der Faszination des Professors anstecken. Somit gibt es einen steten Wechsel von Faszination, Reflektion aber auch von Resignation aufgrund der gefährlichen Lagen vor denen die Reisegruppe steht.

Als dritter im Bunde fungiert der Reiseführer, der im eigentlichen Sinne wenig an der Handlung Anteil hat und nur als ausführendes Organ fungiert. Doch gerade dieses stille lässt den Leser die Möglichkeit die Handlung und das Handeln der Charaktere zu reflektieren was zu einer Dichotomie führt, die aus Handlung und Reflektion besteht.

Ein authentisches Bild der damaligen Welt

Die ausführlichen geografischen, biologischen, historischen und archäologischen Aspekte der Geschichte mögen aus heutiger Sicht zwar veraltet erscheinen, doch schöpft der Roman daraus enormen Tiefgang und Hintergründigkeit, der ihn sehr lesenswert und authentisch macht. Selbst für Nicht-Wissenschaftler stellt sich der Roman in einer Spannung dar, die einen einfach zum weiterlesen animiert.

Auf die knapp 400 Seiten gesellen sich zudem allerhand Illustrationen, die den Lesegang auflockern. Letztlich wäre es aber wünschenswert gewesen die Geschichte unter der Erde weiter auszubauen, da sie im Vergleich zur Anreise etwas kurz erscheint, was jedoch kein Manko darstellt, sondern nur den Wunsch nach mehr Faszination.

Ein weiterer Aspekt der aus heutiger Sicht verblüffen mag ist der Fakt, dass es sich bei Jules Verne um einen Franzosen handelt, der aber Deutsche zu den Protagonisten auserkoren hat. Mit Hinblick auf den Deutsch-Französischen Krieg und die Erbfeindschaft der Zeit wirkt dieser Fakt um so herausragender, denn damit stellt sich Verne als Verständiger dar in einer Zeit, in der nur Waffen das Sprachorgan dienten.

Abgerundet wird seine Vermittlerrolle durch die Ehrenbekundung an hohe deutsche Gelehrte wie Alexander von Humboldt, die stets im Roman auftauchen und als Referenzen für Lidenbrock gelten.

Fazit

Jules Verne der Vermittler in einer Zeit der Krisen

Jules Verne (1828-1905) erschuf mit seinem einmaligen Roman Die Reise zum Mittelpunkt der Erde ein bleibendes Werk, welches nicht ohne Grund in der Folge zu den Klassikern avancierte. Er zollte zudem allen diesen Gelehrten, die im 19. Jahrhundert das noch mittelalterliche Weltbild, veränderten ihren Respekt, den sie ohne Frage verdient haben, denn sie bildeten den Grundstock für die Entwicklung in die Moderne.

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