Kuckuckskind

Worum geht es?

In Kuckuckskind taucht Ingrid Noll in die Welt der Deutsch- und Französisch-Lehrerin Anja Reinold ein. Die Enddreißigerin ertappt ihren treulosen Mann in flagranti, schüttet brühend heißes Wasser auf das Pärchen und verlässt dann daraufhin das gemeinsame Haus. Sie lebt in der Folgezeit mehr schlecht als recht vor sich hin, löst unaufhörlich Sudokus, um sich abzulenken und hat viel Mühe einen Neuanfang zu finden. Während sie noch immer mit ihrem kinderlosen Schicksal hadert und ihre Mutter nicht müde wird, sie auf die tickende biologische Uhr anzusprechen, scheint ihre erfolgreiche und allseits beliebte Kollegin Birgit zu Höchstform aufzulaufen. Sie ist zwar glücklich verheiratet, lässt sich aber nicht davon abhalten, hier und da eine Affäre anzufangen. Plötzlich wird sie nach Rückkehr aus ihrem Frankkreichurlaub wider Erwarten schwanger und ihr Ehemann strotzt vor Vaterglück. Als Anja durch Zufall entdeckt, dass Birgit ein Verhältnis mit ihrem Ex-Mann hat, hält sie ihn für den Kindsvater und hetzt Birgits Mann auf die vermeintlich heiße Fährte… mit unerwartet heftigen Folgen. Anja selbst baut sich indes langsam ein neues Leben auf, in dem der Vater ihres Lieblingsschülers eine wichtige Rolle spielt.

Sprache und Spannung

Dieser Roman ist sehr einfach strukturiert und die Handlung ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen und auch recht leicht zu durchschauen. Die kriminalistischen Momente von Ingrid Nolls Erstroman Der Hahn ist tot sind hier nur sehr reduziert anzutreffen. Vielmehr handelt es sich bei Kuckuckskind um einen Frauenroman als um einen Kriminalroman. Die Charaktere sind zwar sehr gut beschrieben, aber es fehlt der Geschichte an Tiefgang und schwarzem Humor. Wie das Ende der Geschichte aussehen wird, ist ab Mitte des Buches fast jedem Leser klar – eine Überraschung bleibt auch wirklich aus. Dennoch ist es absolut keine Qual, das Buch bis zur letzten Seite zu lesen. Die gewandte Sprache von Ingrid Noll lässt keine Langeweile aufkommen. Geschickt jongliert sie mit Sprachbildern, lässt gekonnt Ironie einfließen und zieht den Leser auf die Seite ihrer Protagonistin. Sie beschreibt Situationen und Wohnumgebungen so gut, dass man sich selbst als Leser gemütlich darin einrichtet.

Fazit

Sicher kann dieser Roman nicht an den Erfolg von Ingrid Nolls Erstlingswerken anknüpfen, was vielleicht auch daran liegt, dass sich ihre Stammleser auf das von ihr meisterlich beherrschte Krimigenre eingeschossen haben und bei diesem Roman zu Recht enttäuscht werden.

Wer allerdings trotzdem gerne wissen möchte, wie man Schwangerschaften, mehrere Vaterschaftstests, Lehreralltag, Sudokus, Findelkinder, eine Patchwork-Familie und ein bisschen Tod miteinander kombinieren kann, dem sei dieses Werk von Ingrid Noll ans Herz gelegt.

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