Nordkurve

Nordkurve

Inhalt
Ein scheinbar ganz normaler Fußball-Samstag im Ruhrgebiet: Der fiktive Bundesliga-Verein „Union 86“ steht auf einem Abstiegsplatz, und während Vorstand und zwielichtige Vereinsgestalten an der Rettung des Vereins vor dem Abstieg und vor dem finanziellen Ruin arbeiten, bereiten sich die Fans auf das wichtige Nachmittagsspiel vor: Die einen „glühen“ bereits für das Spiel vor, und einige lassen sich das Bier so gut schmecken, dass sie vom Spiel nicht mehr viel mitbekommen.

Und dann sind da noch die ehemaligen und aktuellen Spieler von Union 86: Während sich der mittlerweile gealterte, ehemalige Publikumsliebling „Teddy“ mit dubiosen, halblegalen Geschäften und dem Betrieb des Vereinslokals mehr schlecht als recht über Wasser hält, hat der vielversprechende Nachwuchsspieler unmittelbar vor seiner Einwechslung so stark mit Lampenfieber zu kämpfen, dass er aus dem Stadion flüchtet und auf der Straße von vermeintlichen Fans, die sich als Schläger entpuppen, aufgegriffen wird. Und so entspinnt sich eine typische Ruhrgebiets-Geschichte, bei der nicht eine stringente Handlung im Vordergrund steht, sondern in der vor allem Wert gelegt wird auf eine sorgfältig kontrastierte Porträtierung der unterschiedlichen Charaktere und der typischen „Ruhrpott-Mentalität“.

Ein sympathischer Sport-Film mit dichter Atmosphäre und beeindruckend gut gezeichneten Protagonisten
Dem Regisseur Adolf Winkelmann („Die Abfahrer“, „Jede Menge Kohle“) gelingt mit „Nordkurve“ ein stimmiges Werk, welches zweifellos als „würdiger Abschluss“ von Winkelmanns Ruhrgebiets-Trilogie bezeichnet werden kann. „Nordkurve“ selbst ist ein Film, der sicherlich als ungewöhnlich bezeichnet werden kann, denn der Handlungsverlauf ist nicht in der üblichen linearen Weise angelegt, und Winkelmann verzichtet ganz bewusst auf einen „echten“ Hauptprotagonisten. Insofern ist Nordkurve in gewisser Weise sogar ein Vorreiter-Film, denn der Wechsel zwischen verschiedenen Handlungsschauplätzen und Protagonisten ist etwa ein wichtiges Stilmittel des „modernen Episodenfilms“ (Beispiele für solche Filme sind etwa das preisgekrönte Werk „L.A. Crash“ oder die Literaturverfilmung „Nichts als Gespenster“).

Dennoch ist „Nordkurve“ ein Film, der ganz bewusst auf Traditionen setzt, diese porträtiert, überzeichnet und teilweise sogar karikiert. In „Nordkurve“ kommen alle „Vereinstypen“ zu Wort: „Normale Fans“, Spielerberater, die mit Mafia-Methoden operieren und das Spiel beeinflussen und auch skrupellose Vereinsvorstände und Sponsoren. Winkelmann gelingt es, diese unterschiedlichen Charaktere aufeinander prallen zu lassen, ohne dabei drohend den Zeigefinger zu erheben. Zusätzlich versteht es der Film, eine große Lust auf Fußball zu erzeugen und porträtiert die ureigene Ruhrgebiets-Lebensart dabei auf ungemein sympathische Art und Weise.

Fazit
Die renommierte Kino- und Film-Fachzeitschrift „cinema“ bezeichnet „Nordkurve“ als „einen der zehn besten Sportfilme weltweit“. Über diese Auszeichnung lässt sich sicher streiten, denn insbesondere die englischen „Fußballfilme“ „Hooligans“ und „The Football Factory“ Jahre legten die Messlatte für sogenannte „Sportfilme“ zu Beginn des neuen Jahrtausends noch einmal deutlich höher. „Nordkurve“ ist jedoch zweifelsohne ein absolut sehenswerter Film, und jeder Fan von „Fußball-Filmen“, der auch einmal auf spektakuläre Gewaltszenen in einem solchen Film verzichten kann, wird an Nordkurve seine Freude haben. Ein wahres Filmvergnügen (nicht nur) für Fußballfans und „Ruhrpott-Nostalgiker“.

Schreibe einen Kommentar