Tropical fish

Doreen Baingana: Tropical fish

Tropical Fish von Doreen Baingana hat eine ganze Reihe Preise gewonnen und viel Lorbeeren eingeheimst in den USA, wo die Autorin zur Zeit lebt. Sie stammt aus Uganda, wo auch Tropical fish spielt.

Inhalt

Tropical fish besteht aus acht zusammenhängenden Kurzgeschichten, sechs davon sind als Kurzgeschichten bereits in verschiedenen Magazinen veröffentlicht worden. Thema ist das Aufwachsen dreier Schwestern in Entebbe kurz nach dem Ende der Regierung von Idi Amin. Politik spielt aber, wenn überhaupt, nur am Rande eine Rolle. Doreen Baingana wollte darstellen, so erklärt sie in einem Interview, wie unterschiedlich das Leben afrikanischer, hier ugandischer, Frauen ist abseits der Klischees, die „Afrika“ immer noch eher als ein Land sehen, denn als Kontinent voller unterschiedlichster Lebensweisen.

Die meisten Geschichten erzählt Christine, die jüngste der drei, sie beginnt auch mit „Green stones“. Das Kind Christine ist viel allein gelassen in der wohlsituierten Familie Mugisha, meist hängt sie sich an das Hausmädchen oder lebt in ihrer Fantasiewelt, in der das sonst verbotene Elternschlafzimmer eine wichtige Rolle spielt. Die dunklen, roten Vorhänge, die Gerüche und der Reiz des Verbotenen verlocken Christine immer wieder, sich genau dort aufzuhalten, zumal da noch ein ganz besonderer Schatz versteckt ist: Mamas Schmuck! Christine liebt den Glanz, die Farben, die Geräusche aneinander reibenden  Glases, das Klackern der Perlen. Einmal beobachtete sie, wie ihr Vater nach einer seiner vielen Reisen der Mutter eine grünschimmernde Kette schenkte. Der Vater, der sich aber, auch das beobachtet Christine, in zwei Chraktere aufspaltet: neben dem Ruhe einfordernden, ein wenig gefürchteten gibt es noch den lauten Mann, der Mama zum Weinen bringt. Christine erkennt, dass Eltern nicht unfehlbar sind – der Beginn ihres Erwachsenwerdens.

In der zweiten Geschichte beschreibt die älteste Tochter Pattie ihren Alltag im Internat. Die Familie ist verarmt, der Vater gestorben und Pattie hat weder Geld noch Nahrungsmittel von Zuhause, wie die anderen Mädchen, und muss von dem mehr als ungenügenden Internatsessen leben. „ Hunger ist wie ein schreienden Kind, es schreit und schreit und man kann an nichts anderes mehr denken.“ Pattie wendet sich der Religion zu, doch auch die Erweckungskirche vermittelt ihr kein Gefühl, dazuzugehören – zu irgendwas.

First kiss, die dritte Kurzgeschichte, beleuchtet Christines erstes Date, das eigentlich aber gar nicht stattfindet. In der sechsten, namengebenden Geschichte „tropical fish“ ist Christine dann die Freundin eines 15 Jahre älteren Briten, der mit tropischen Aquarienfischen handelt. Selbstkritisch erkennt Christine, dass es das entspannte Leben ist, das sie so reizt in ihrer Beziehung zu Peter: Hier funktionieren Strom und Wasser immer, Badewannen voller Schaumbad, Gin Tonic, Haschisch und Sex sind so unproblematisch zu haben. Dass die Beziehung nie über diese Ebene hinaus gekommen ist, erkennt Christine, und ist nicht überrascht, als sie schwanger wird.

Andere Geschichten beschreiben Rosas, der dritten Schwester, Versuche mit Magie – als Auflehnung gegen den christlichen Glauben, den sie im Gayaza-College vermittelt bekommen hatte, samt einer ordentlichen Portion Minderwertigkeitsgefühlen. Rosa ist auch die Protagonistin der Geschichte „Dear David“, einem fiktiven Brief, den Rosa dem Jungen schreibt, von dem sie glaubt, AIDS bekommen zu haben. Sie klagt ihn an, rechtet damit, statt einer Karriere, zu der sie Herkommen, Ausbildung und Studium berechtigten, sich nun den Tod eingehandelt zu haben.

Die letzten beiden Geschichten gehören wieder Christine, die in den USA mit ihrer Fremdheit kämpft: „Lost in Los Angeles“ und in „Questions of Home“ nach acht Jahren wieder nach Uganda zurückkehrt. Wieder muss sie ihren Platz finden mit Pattie, die immer zuhause gelebt hat und mit ihrer Mutter, deren Wünsche sich nicht geändert haben.

Fazit

Ein ungewöhnlicher Roman aus Uganda in dem es eigentlich darum geht, einen eigenen Platz im Leben zu finden.