DIE GERÄUSCHE DES DSCHUNGELS!
Der Musiker:
Jean-Michel Jarrè wurde 1948 in Lyon geboren. Sein Vater ist der berühmte Komponist Maurice Jarrè, der vor allem in Hollywood Karriere gemacht hat. Mit fünf Jahren erlernte Jean-Michel Jarrè das Klavierspielen, in den 1960er gründete er seine ersten Bands. In dieser Zeit manifestierte sich seine Liebe zur elektronischen Musik. 1976 erschien das erste Album „Oxygène“, dass sich zu einem weltweiten Erfolg mauserte. Neben seinen Alben, die ihn zum Wegbereiter einer ganzen Musikrichtung machten, waren es vor allem seine gigantischen Livespektakel, die ihn immer wieder in die Schlagzeilen brachten. So spielte er 1981 in China oder gab 1988 in London ein Konzert auf einer schwimmenden Bühne. Sein Auftritt auf dem Place de la Concorde in Paris am 14. Juli 1979 sollen rund 1,5 Millionen Menschen besucht haben.
Das Album:
Für sein neues Album hat sich der französische Sound- und Elektroniktüftler mal wieder auf ein interessantes Experiment eingelassen: Inspiriert von der gleichnamigen Ausstellung des Fotografen und Filmemachers Sebastiao Salgado präsentiert Jean-Michel Jarré hier den begleitenden Soundtrack. Sechs Jahre war Selgado im brasilianischen Amazonas unterwegs und hielt Berge, Seen, Flüsse und die Menschen, die dort leben fast. Mehr als 200 Fotografien und anderen Medien sind in der Ausstellung zu sehen, die Anfang April 2021 in Paris eröffnet wurde. Die Aufgabe von Jean-Michel Jarré war es, dazu einen Soundtrack zu liefern.
Schon einmal hat der inzwischen 72-jährige Musiker ein solches Projekt umgesetzt, als er mit dem Album „Waiting For Causteau“ Tier- und Naturgeräusche der Unterwasserwelt hervorbrachte. Jetzt also nimmt er den Hörer auf eine neunteilige Reise durch den Amazonas mit, die schlicht mit Part 1 bis 9 durchnummeriert worden sind.
Wer eher auf den Stil von Alben wie „Oxygene“ oder „Equinoxe“ steht, wird sich hier sicherlich verwundert die Augen reiben. Denn wirkliche Musik im eigentlichen Sinne wird hier nicht geboten. Vielmehr präsentiert Jean-Michel Jarré dem Hörer eine Geräusch- und Soundkulisse, die einem das Gefühl vermittelt, im Regenwald zu stehlen. Das bedeutet, dass das Album seine Aufgabe, die Ausstellung zu untermalen, mehr als perfekt erfüllen wird, denn die Mischung aus elektronischen und orchestralen Instrumenten im Zusammenspiel mit authentischen Urwald-Klängen ergeben Elemente wie Feuer, Wasser, Luft, die man hier hautnah erleben darf.
Interessant ist zudem, dass es das Album auch in einer binären Version gibt, die ausschließlich für Kopfhörer gedacht ist und die wirklich dafür sorgt, dass man das Gefühl bekommt, mitten im Regenwald zu stehen.
Trackliste:
01 – Amazônia, Pt. 1
02 – Amazônia, Pt. 2
03 – Amazônia, Pt. 3
04 – Amazônia, Pt. 4
05 – Amazônia, Pt. 5
06 – Amazônia, Pt. 6
07 – Amazônia, Pt. 7
08 – Amazônia, Pt. 8
09 – Amazônia, Pt. 9
Fazit:
Wer mit der Erwartung herangeht, hier ein „normales“ Musikalbum zu bekommen (was immer man darunter bestehen mag), wird nach knapp einer Stunde enttäuscht die Nase rümpfen und sich fragen, was das soll. Doch geht man mit dem Wissen ran, wofür „Amazônia“ geschaffen wurde, dann. Kann man nur sagen, das Jean-Michel-Jarré diese Aufgabe perfekt gelöst hat.
Bewertung:
Musik: 4
Instrumentalisierung: 4
Komposition: 5
Abwechslung: 3
Hörspaß: 4,5