EHER MÜDER AUFGUSS ZWISCHEN CROSSOVER UND MAINSTREAM!
Die Band:
1994 gründeten Henning Rümenapp (Gitarre), Dennis Poschwatta (Schlagzeug) und Stefan Ude (Bass) in Göttingen die Band Guano Apes. Im gleichen Jahr komplettierte Sängerin Sandra Nasić das Line-Up. Schon mit ihrem Debütalbum „Proud Like A God“ gelang ihnen nach anfänglichen Startschwierigkeiten der internationale Durchbruch. Die Singles „Open Your Eyes“ und „Lords Of The Boards“ avancierten zu Hits und machten die Guano Apes zu der deutschen Crossover-Band. Die folgenden Alben konnten den Erfolg weiter festigen. Preise wie der Echo sowie der MTV Music Award und ausverkaufte Tourneen folgten. 2006 dann das Aus, da sich die Band immer weniger verstand.
Das Album:
Im Jahr 2009 fanden die Guano Apes für ein paar Festivalauftritte wieder zusammen. Es sollte aber noch weitere eineinhalb Jahre dauern, bis die Band wieder mit einem neuen Album an den Start ging. Im April 2011 erschien schließlich „Bel Air“. Von einem großen Comeback war seinerzeit die Rede und von der Tatsache, dass die Guano Apes noch energiegeladener klangen als jemals zuvor.
Dieser Einschätzung kann ich mich auch nach drei Jahren nicht anschließen. Von der anfänglichen Energie und der Wucht, mit der Sandra Nasić und ihre Jungs zu Werke gegangen sind, ist auf diesem Album nicht mehr viel zu spüren. Während mir ihr „Lords Of The Boards“ noch heute die Ohren frei pustet, klingen die Songs von „Bel Air“ allesamt glattpoliert. Gerne wird in diesem Zusammenhang die Begrifflichkeit der musikalischen Weiterentwicklung ins Spiel gebracht, doch den lasse ich nur bedingt gelten. Unter der Führung des dänischen Produzenten Jon Schumann ist hier ein Album entstanden, dass bemüht nach Pseudo-Biss klingt, ohne Anecken zu wollen.
In vielen Songs wurde die raue Energie und die Gitarrenlastigkeit früherer Titel zu Gunsten von Keyboardpassagen vertauscht. Sicher, ein Titel wie „When The Ships Arrive“ deutet die Crossover-Vergangenheit der Apes an, doch insgesamt ist „Bel Air“ sehr glattpoliert und orientiert sich für meinen Geschmack zu sehr an der breiten Massentauglichkeit. Dagegen ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden, doch kommen die Guano Apes ja aus einer anderen Ecke. Und da schmerzt es doch ein wenig, dass sie mit diesem Album den Weg gehen, den viele andere Bands vor ihnen gegangen sind.
Trackliste:
01 – Sunday Lover
02 – Oh What A Night
03 – When The Ships Arrive
04 – This Time
05 – She’s A Killer
06 – Tiger
07 – Fanman
08 – All I Wanna Do
09 – Fire In Your Eyes
10 – Trust
Fazit:
Betrachtet man „Bel Air“ als alleinstehendes Album ist es mit Sicherheit kein schlechtes Werk, liefert es doch gefälligen Rock mit einer großen Portion Mainstream. Das Songwriting ist ausgereift und Sandra Nasić immer noch eine wirklich gute Sängerin, die in Deutschland in ihrem Genre nur wenig Konkurrenz hat. Betrachtet man jedoch den Bandnamen und vergleicht „Bel Air“ mit der ungezügelten Kraft der ersten Alben, minimieren sich die positiven Aspekte. Jetzt klingt die Band eher wie ein zahnloser Tiger. Gerade im hinteren Teil macht sich die Austauchbarkeit der Songs bemerkbar. Wer eine neue Band entdecken will, kann „Bel Air“ durchaus anhören, wer die Guano Apes von früher kennt, wird sicherlich das eine oder andere Mal mit den Augen rollen.