UNTER DEN WOLKEN IN DIE STADIEN!
Die Band:
Die Toten Hosen formierten sich 1982 in Düsseldorf, als auch Deutschland von der Punkwelle erfasst wurde. Gegründet wurde die Band von Campino, Andreas von Holst, Andreas Meurer, Michael Breitkopf, Trini Trimpop und Walter November. Schon die dritte Single „Eisgekühlter Bommerlunder“ entwickelte sich zu einem Partyhit. 1983 erschien das erste Album der Hosen „Opel Gang“. In den folgenden Jahren tourte die Band, was das Zeug hielt. Der kommerzielle Durchbruch gelang dann 1988 mit dem Album „Ein kleines bisschen Horrorschau“ und dem Hit „Hier kommt Alex“. Von diesem Zeitpunkt an, war jedes Album der Band ein Erfolg. Acht Alben der Band erreichten die Pole Position der deutschen Charts. Ihren ersten Nummer-1 Hit landeten die Toten Hosen im Jahr 1996 mit „Zehn kleine Jägermeister“. Ein Erfolg, den sie im Sommer 2012 mit „Tage wie diese“ wiederholen konnten.
Das Album:
Nach dem riesigen Erfolg des letzten Albums „Ballast der Republik“ war man sehr gespannt, welchen Weg die Hosen einschlagen würden. Spötter sahen sie schon in Richtung von Helene Fischer gehen, die bei einem ihrer Konzerte auch „Tage wie diese“ interpretiert hat. Fünf Jahre hat es nunmehr gedauert, bis Campino und seine Jungs mit neuem Material an den Start gehen.
Beim Echo präsentierten sie schon mal ihre neue Single „Über den Wolken“. Einen Song, den man etwas abfällig als kleinen Bruder von „Tagen wie diese“ bezeichnen kann, auch wenn er bei Weitem nicht so schlagerhaft daherkommt. Eine gute Nummer, allerdings befürchtete ich schon, dass die Hosen auf Nummer sicher gehen und sich weiter dem Mainstream nähern würden.
Doch weit gefehlt: Bereits mit dem Opener „Urknall“ machen die Düsseldorfer Punker deutlich, wo sie hinwollen: zurück auf den Bolzpatz. So überrascht das sechzehnte Studioalbum an allen Fronten. Zugegeben, der erste Hördurchgang hat mich noch nicht ganz so begeistert, doch von mal zu mal haben mir die Songs besser gefallen. Die vom Reggae angehauchte Nummer „Wannsee“, das ironische „Pop & Politik“ oder das augenzwinkernde „Die Schöne und das Biest“ sind Hosen-Numnern, die es durchaus mit den alten Zeiten aufnehmen können. Und mit „Wie viele Jahre (Hasta La Muerte)“ gibt es einen Song, der sogar das Zeug zum Hosen-Klassiker hat.
Richtig genial wird das Album immer dann, wenn Campino und Co das Tempo drosseln. „Alles passiert“ ist ein tolles Liebeslied und „Eine Handvoll Erde“ setzt sich wieder einmal sehr bildhaft und eindringlich mit dem Tod auseinander. Diesen mussten die Hosen auch im eigenen Umfeld verkraften. Der frühere Schlagzeuger Wölli ist im letzten Jahr verstorben. Ihm zu Ehren nahmen sie dessen Song „Kein Grund zur Traurigkeit“ neu auf und ließen den Originalgesang von Wölli bestehen, der von Campino im Refrain unterstützt wird.
Wer sich für die Spezial Edition entscheidet, bekommt noch eine mehr als würdige Bonus Disc, nämlich die zweite Auflage des Punkrock-Kurses „Learning English“. 1991 nahmen die Hosen den ersten Teil mit Größen wie Joey Ramone oder Ronnie Briggs auf. Diesmal sind Jello Biafra (Ex-Dead Kennedys), Cheetah Chrome (Ex-The Dead Boys), Johnny Moped, Pete Bywaters (Peter and the Testtube Babies) und Bob Geldof (The Boomtown Rats) dabei. Ein echtes Schmankerl für wahre Punk-Puristen.
Trackliste „Laune der Natur“:
01 – Urknall
02 – Alles mit nach Hause
03 – Wannsee
04 – Unter den Wolken
05 – Pop & Politik
06 – Laune der Natur
07 – Energie
08 – Alles passiert
09 – Die Schöne und das Biest
10 – Eine Handvoll Erde
11 – Wie viele Jahre (Hasta La Muerte)
12 – ICE nach Düsseldorf
13 – Geisterhaus
14 – Lass los
15 – Kein Grund zur Traurigkeit
Trackliste „Learning English Lesson 2“:
01 – Step 1: Welcome To Learning English Lesson 2
02 – The Sound Of The Suburbs (feat. JC Carroll)
03 – Where Are They Now (feat. Colin McFaull)
04 – California über alles (feat. Jello Biafra)
05 – Step 2: Revolution
06 – Viva La Revolution (feat. Monkey & Pete)
07 – Nobody‘ Hero (feat. Jake Burns)
08 – Teenage Kicks (feat. Damian O’Neill)
09 – Flying Saucer Attack! (feat. Fay Five & Eugene Reynolds)
10 – Step 3: How About A Knuckle-Sandwich?
11 – Where Have All The Boot Boys Gone? (feat. Wayne Barrett)
12 – Sonic Reducher (feat. Cheetah Crome)
13 – Lookin‘ After No. 1 (feat. Bob Geldorf)
14 – The Jinx (feat. Peter Bywaters)
15 – Your Generation (feat. Tony James)
16 – Step 4: Family Planings
17 – Darling, Let’s Have Another Baby (feat. Johnny Moped)
18 – Where’s Captain Kirk? (feat. Spizz)
19 – Harmony In My Head (feat. Steve Diggle)
20 – This Perfect Day (feat. Chris Bailey)
21 – Step 5: Sprechen Sie Deutsch?
22 – Wunderbar (feat. Eddie Tudor Pole)
23 – I’m An Upstart (feat. Thomas „Mensi“ Mensforth)
24 – (Get A) Grip (On Yourself) (feat. Hugh Cornwell)
25 – Fight To Be Yourself (feat. „Mad“ Phil Thompson)
26 – Staring At The Rude Boys (feat. John „Segs“ Jennings)
27 – Janet And John Say Goodbye
Fazit:
Auch nach über dreißig Jahren merkt man den Toten Hosen keinen Verschleiß an. „Laune der Natur“ ist ein starkes Hosenalbum, dass sicher nicht das allerbeste Werk der Bandgeschichte ist, dass aber die hohen Erwartungen nach „Ballast der Republik“ erfüllt und das eigenständig und ungeschliffen klingt. Kurz und gut: Die Hosen sind zurück …