LTB Sondereditionsbox 65 Jahre Dagobert Duck: Box mit 4 LTB Sonderbänden
Der gute Geist des Kapitalismus
Was kann’s denn Schöneres geben, als seine morgendliche Hygiene in einem Bad voller Goldstücke zu beginnen!? Für den Menschen wären tatsächlich Wasser, Seife und Schwamm die gesündere Wahl, für die reichste Ente der Welt allerdings gibt es nichts Besseres – und zum 65jährigen Jubiläum bekommt Onkel Dagobert vom Ehapa-Verlag eine herrliche, vierbändige Sonderedition dazu geschenkt. Aus dem Leben eines Milliardärs heißt sie und der echte Kenner mag zweifelnd anfragen, ob es sich nicht in Wahrheit um einen Billionär oder Billiardär handelt. Naja, Peanuts in der Welt der güldenen Materie.
Carl Barks, der wohl einflussreichste aller Zeichner nach Walt Disney himself, erfand 1947 Uncle Scrooge, der in deutschen Gefilden als Dagobert oder handzahmer als Bertel fungieren darf. Sein erster Comic-Auftritt wurde von Barks mit folgenden Worten beschlossen: Ich kann niemanden leiden und mich kann auch niemand leiden. Und so durfte der geizige Materialist, der wie kein Zweiter für die Naturzerstörung und –ausbeutung der Moderne steht, der die in Entenform gewordene Leibhaftigkeit des Kapitalismus darstellt, lange der moralisch verwerfliche Charakter in Entenhausen sein – trotz oder gerade wegen seiner Milliarden.
Einen ganz entscheidenden Einschnitt in der allgemeinen Fanwahrnehmung gab es zu Beginn der 1990er Jahre als der bekannteste Comicautor der letzten Jahrzehnte, Don Rosa, dem Bertel mit unzähligen großartigen Geschichten ein Denkmal setzte und neben der historischen Biographie auch immer wieder die menschlichen Züge des Großonkels integrierte. Leider ist weder von Rosa noch von Barks eine Geschichte in diesem über 40 Storys umfassenden Geburtstagskompendium dabei, doch auch ohne die Ahnherren liefern die zumeist italienischen Autoren ein wahres Feuerwerk an Entenhausener Abenteuerlust ab.
Jeder der vier Bände umfasst neun bis elf Geschichten, immer zwei davon sind als deutsche Erstveröffentlichung ein echter Leckerbissen für die Fans. Noch besser – und damit genau so herrlich wie die vierbändige Panzerknacker-Jubiläums-Ausgabe – ist der Mix der Geschichten, der sich quer durch alle Epochen der LTB-Geschichte zieht. Das ist es, was diese Zusammenstellung in aller erster Linie auszeichnet. Geschichten von Rodolfo Cimino aus den 1970er Jahren, garniert mit den Zeichnungen des großen Romano Scarpa lassen einen sehnsüchtig in die Zeit zurückfliegen, in der LTB-Geschichten noch abendfüllende Epen waren.
Auch die modernen Interpreten kommen nicht zu kurz; so sind neben den Klassikern auch ziemlich junge Highlights der letzten Jahre vertreten. Auch das Auswahlverfahren der Storys beschränkt sich nicht nur auf die Lustigen Taschenbücher, sondern greift auch bei den Serien Enten-Edition, Onkel Dagobert (selbstredend!), Abenteuer-Team oder Donald Duck die besten Geschichten heraus. Wer einen Einblick in die unterschiedlichen Vorstellungsweisen von Autoren, von zeitgeschichtlichen Hintergründen und auch von Veröffentlichungsformaten bekommen möchte, dies alles in Hinblick auf die Größe des Dagobert Duck, der liegt hiermit im wahrsten Sinne des Wortes goldrichtig.
Der Ehapa-Verlag hat neben der Zusammenstellung auch die Aufmachung liebevoll gestaltet. So sind die die vier unterschiedlichen Cover hochwertig aufgedruckt, die Bandrückseiten ergeben ein eigenes Bild und selbst die einleitenden Worte jedes Buches sind jeweils einzigartig und mit lustigen Alliterationen versehen. Also auch im Detail sehr hochwertige Arbeit.
Fazit:
Im Vergleich zu normalen Lustigen Taschenbüchern, die lustig, spannend und abwechslungsreich sind, garantiert diese Sonderedition neben den gerade genannten Attributen noch eine ganz Reihe weiterer Schönheiten. Die exklusive Zusammenstellung, die insgesamt acht Comic-Premieren, das feine Layout und die Ausrichtung auf ein einziges Thema – so wie früher üblich. Ein ganz großer Wurf, mit dem die Herausgeber verdientermaßen anschließend im Geld schwimmen können. Und falls das weder schön noch glücklich macht, dann genügt es ja auch, ins verdiente Lob einzutauchen.