DURCHAUS EIN TREFFER INS SCHWARZE!
Die Band:
Samy Amara (Gesang, Gitarre) und Andreas Brügge (Schlagzeug) gründeten 1992 in Düsseldorf eine Oi- und Punkband, aus der zwei Jahre später die Broilers hervorgingen. 1997 erschien das Debütalbum „Fackeln Im Sturm…Arme Lichter Im Wind“, dass vor allem in der Punkszene sehr positiv aufgenommen wurde. Zusammen mit Ronald Hübner (Gitarre), Ines Smentkowski (Bass) und Christian Kubczak (Keyboards) macht sich die Band vor allem durch Liveauftritte einen Namen. Gigs bei Rock am Ring, dem Highfield-Festival oder beim Wacken Open Air zählen zu den Highlights. Durch Gastauftritte bei den ebenfalls aus Düsseldorf stammenden Toten Hosen kann der Bekanntheitsgrad der Band weiter gesteigert werden. Im Verlauf ihrer bisherigen Karriere wandten sich die Broilers vom reinen Oi und Punk ab und mischten ihre Musik fortan mit verschiedenen Elementen aus Rockabilly, Soul und Ska.
Das Album:
Nach dem Erfolg des Vorgängers „Santa Muerte“ waren die Erwartungen an das neue Album der Broilers ausgesprochen hoch. Auf ihre Wurzeln wollte sich die Band besinnen und dabei trotzdem die Einflüsse widerspiegeln, welche die Band in den letzten Jahren geprägt haben. Herausgekommen ist ein Album, das von vielen Fans recht kontrovers diskutiert wird.
„Unsere Wurzeln liegen im Punk“, sagt Bandleader Samy Amara und versprach das härteste Broiler-Album. Dem kann ich leider nicht folgen, denn „Noir“ ist, bei allen positiven Aspekten, kein hartes Album (auch wenn das Cover etwas anderes suggeriert).
Als Opener fungiert die schon bekannte Single „Ist da jemand?“ Eine Nummer, die bei aller Massentauglichkeit richtig gut abgeht, die Vorfreude auf dieses Album schürte und es dementsprechend würdig eröffnet. Es folgen fünfzehn weitere Tracks, bei denen sich die Broilers an der schmalen Gratwanderung zwischen ihren eigenen Wurzeln, musikalischen Veränderungen und dem breiten Massengeschmack versuchen. Geprägt von den Toten Hosen, mit denen die Broilers lange getourt haben und mit denen sie eine Freundschaft verbindet, wurden einigen Songs die sperrigen Kanten weggenommen, die auf früheren Alben noch zu hören gewesen wären.
Titel wie „Zurück in schwarz“, „Ich brenn'“ oder „Grau, Grau, Grau“ sind typische Broiler-Songs: Satter Rock, der zum mitwippen und mitsingen einlädt. Doch der Sound anno 2014 ist nicht nur vom Punk geprägt, sondern auch von Soul oder Reggae beeinflusst. So gibt es mit „Wo es hingeht“, „Ich hol‘ dich da raus“ oder „Der Rest und ich“ Songs, die durchaus in Richtung Elektropops gehen, deshalb aber nicht schlecht sind. Auch bei den Jungs von U2 haben sich die Broilers inspirieren lassen. Die Gitarren von „Nur nach vorne gehen“ und „Die Letzten (An der Bar)“ atmen aus jeder Note den Sound von The Edge – ein Aspekt, der mir richtig gut gefällt.
Auf Balladenseite ist es vor allem der hymnenhafte Schlusspunkt „Gutes Leben“, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.
Trackliste:
01 – Ist da jemand?
02 – Zurück in schwarz
03 – Wo es hingeht
04 – Nur nach vorne gehen
05 – Ich hol‘ dich da raus
06 – Die Hoffnung stirbt nie
07 – Wo bist du (Du fehlst)?
08 – Ich brenn‘
09 – Nanana (Ich krieg‘ das hin)
10 – Ich will hier nicht sein
11 – Die Letzten (An der Bar)
12 – Grau, Grau, Grau
13 – Der Rest und ich
14 – Irgendwo dazwischen
15 – Die da oben (Nur in dir)
16 – Gutes Leben
Fazit:
Für mich ist „Noir“ durchaus ein Treffer ins Schwarze, auch wenn die Broilers die Genialität ihres Vorgängers „Santa Muerte“ nicht erreichen. Wie viele andere Bands stehen die Musiker am Scheideweg. Die Konzerthallen werden größer, die Popularität steigt und damit auch die Erwartungen der Hörerschaft. Mit „Noir“ gelingt die Gratwanderung die alten Fans weitestgehend zufriedenzustellen und die neuen zu begeistern. Weiter in die Popecke müssen die Broilers aber nicht gehen, denn im Epizentrum der massenkompatiblen Mitte tummeln sich schon zu viele Bands. Und wenn ich die Toten Hosen hören will, lege ich ein Album von dieser Band in meinen Player.