Till Lindemann – Zunge

Inhaltsverzeichnis
Black

Back To The 80´s: Just The Way You Like It

Metal

Powerwolf – Wake Up The Wicked

Musik

D´Artagnan – Herzblut

DER BÖSE ALTE MANN UND DIE LYRISCHEN PUBERTÄTSFANTASIEN!

Der Musiker:

Till Lindemann wurde 1963 in Leipzig geboren. Seine musikalische Karriere begann er noch zu DDR-Zeiten bei der Punkband First Arsch. Seinen internationalen Durchbruch hatte er als Sänger und Textschreiber der Band Rammstein. Seit 1991 schreibt Lindemann auch Gedichte und hat bisher zwei entsprechende Bücher veröffentlicht: „Messer“ (2002) und „In stillen Nächten“ (2013). Zusammen mit Peter Tägtgren gründete er das Projekt Lindemann und veröffentlichte die Alben „Skills in Pills“ und „F & M“.

Das Album:

Nach der Trennung vom schwedischen Musiker Peter Tägtren, legt er jetzt sein drittes Album außerhalb des Rammstein-Zykluses nunmehr als reines Soloalbum vor. Wie bereits das letzte Lindemann-Werk „F & M“ kommt „Zunge“ mit deutschen Texten daher, was natürlich einen noch intensiveren Vergleich mit seiner angestammten Band provoziert.

Da seine Plattenfirma die Zusammenarbeit aufgrund der Missbrauchsvorwürfe vorerst beendet hat, erscheint „Zunge“ im Selbstverlag. Stellt sich nun die Frage, welchen Weg textlich und musikalisch, der Sänger einschlägt, der in diesem Jahr sechzig Jahre alt geworden ist.

Nach den ersten Songs kann man das Album in die Ära „Mutter“ und „Reise Reise“ einordnen. Brachiale NDH-Drums, Synthies und treibende Beats – es könnte sich hier durchaus auch um verschollenes Material von Rammstein handeln. Richtig gut wird es musikalisch, wenn Lindemann das gewohnte Terrain verlässt und mit „Tanzlehrerin“ beispielsweise einen Flamenco präsentiert. Wenn er dann allerdings singt „Ich hab den Schwanz wieder drin. In meiner Tanzlehrerin“ sind sie wieder da – die lyrischen Pubertätsfantasien eines nunmehr älteren Mannes, der immer wieder auf Teufel komm raus provozieren will. Doch das inzwischen so platt, fad und abgedroschen, dass es vollkommen unabhängig vom Medienrummel der letzten Monate einfach nicht zünden will, wenn er von kleinen Geschlechtsteilen („Altes Fleisch“), diversen Körperflüssigkeiten („Nass“) oder der Vorliebe für deren Aufnahme („Lecker“) singt.

Nach der ironischen Ballade „Selbst verliebt“, die irgendwie nicht ironisch wirkt, kommt noch der Hidden Track „Rödeln“ in bester Malle-Schlager-Manie daher. Doch auch hier löst Lindemann bei mir nicht mehr als ein Schulterzucken aus.

Trackliste:

01 – Zunge

02 – Sport frei

03 – Altes Fleisch

04 – Übers Meer

05 – Du hast kein Herz

06 – Tanzlehrerin

07 – Nass

08 – Alles für die Kinder

09 – Schweiss

10 – Lecker

11 – Selbst verliebt

12 – Hidden Track (Rödeln)

Fazit:

Als Rammsteinfan der ersten Stunde habe ich natürlich auch das alleinige Schaffen von Till Lindemann verfolgt. Nachdem mir das damalige Album „F & M“ besser gefallen hat, als das selbstbetitelte Rammstein-Werk, kann mich „Zunge“ nicht überzeugen. Songs wie „Sport frei“ oder „Altes Fleisch“ klingen wie B-Aufnahmen zu „Mutter“ und provokante Ekeltexte wie „Nass“ oder „Lecker“ gab es schon zu oft, als würden sie heute wirklich noch zünden. Irgendwie hat sich für mich das gesamte Projekt Rammstein und Lindemann überholt. Alles hat seine Zeit und obgleich die Stadien in Europa im nächsten Sommer wieder ausverkauft sind, holt mich Till Lindemann derzeit weder mit seiner Band noch mit seinem neuen Soloalbum ab.

Bewertung:

Musik: 3

Instrumentalisierung: 4,5

Stimme: 4

Texte: 2,5

Abwechslung: 3,5

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