Torchlight 2
Großes Schlachtfeld
Hack n Slay ist ein Genrebegriff für Computerspiele, wahlweise auch Filme, bei denen Jugendschützer per defintionem bereits Sturm laufen müssen. Übersetzt könnte man von Zerstören und Metzeln, aber auch von Massakrieren, Auslöschen oder Schlachten sprechen. Nur gut, dass wir anthropologisch geschulten Akademiker wissen, das dahinter die naturgegebene Projektion des archaischen Aggressionstriebes steckt. Wer nicht mehr jagen und nicht mehr kämpfen geht, der muss mit seinen Hormonen ja irgendwo hin – in diese virtuelle Welt zum Besipiel, die trotz aller Phantasie so echt ist, dass es sich lohnt mal hineinzukommen.
2009 begeisterte Runic Games die Spielewelt mit einem Rollensiel, das mit viel Action und Entdeckerpotential punktete. Der Spieler erkundete Höhlen, Ruinen und Minen und tötete die Gegner und Monster mit Spezialwaffen und Superfähigkeiten. Ganz nebenbei war das Spiel in die Handlung des Helden aus der Stadt Torchlight eingebettet, die gleichzeitig als Ausgangspunkt der Erkundungen diente und die Möglichkeit bot, Gegenstände zu lagern und zwischen Charakteren zu tauschen. Geiles Spiel, und was kommt nun?
Drei Jahre später, pünktlich zum gruseligen Herbst, gibt’s den Nachfolger, der in erster Linie einmal damit begeistert, dass er einen Online-Mehrspielermodus mit dabei hat: die Größe und das Glück solcher Spiele also mit anderen teilen zu können, und dass, ohne dabei in die ökonomischen Machenschaften der abhängigen Monopolspiele zu geraten. Im Gegenteil: Torchlight 2 bleibt anwenderfreundlich.
Wie bei klassischen Rollenspielen seit alters her gibt es verschiedene Charaktere im Angebot, tollerweise alle als Frau oder Mann; dazu gibt es ein Begleittier für jeden Typ. Alles in allem gefällt der Magier/die Magierin besonders und hat den ein oder anderen weniger blutrünstigen, dafür trickreicheren Schlag auf Lager. Ansonsten aber geht es bei Torchlight 2 weniger um Handlungen oder Charaktere, sondern es ist ein Kampfspiel, wo gerade die Fähigkeiten gefragt sind, die genau das fördern. Übrigens: Witzig ist das Rentensystem, also bereits erspielte Fähigkeiten auf neue Charaktere zu vermachen, ganz ohne Steuer!
Die Grafik ist herrlich, anders als im ersten Torchlight läuft man quasi nicht nur durch Höhlen, sondern erkundet auch die Oberwelt, die wunderschön mit Schnee bedeckt ist, oder als Wiese, Savanne oder Wüste daherkommt. Damit nicht genug: Tag und Nachtwechsel, Wetterphänomene sowie ein tiefer Spielereditor (zum sich selber Zeichen!) lassen keine Wünsche offen. Und wer sich verläuft, kann sich auf die automatisch mit gezeichnete Karte verlassen.
Fazit:
Wer auf Story und Hintergrund verzichten will, wer wieder das tun will, was er als Kind nur heimlich durfte, der kann dies nun richtig: nämlich ballern, hauen und stechen. Es ist und bleibt ein Hack n Slay, ein mörderisches Gemetzel. Mit wenig Speicherplatzraub, mit intuitiver Steuerung, mit Pfiff und Schmiss, mit Online-Interface ohne Zwang, mit Glück und Komfort – konsequent, ehrlich, geradlinig. Ein würdiger Nachfolger, der vieles besser macht und die Alternative auf dem Gamemarkt darstellt.