Zonenkinder

Zonenkinder von Jana Hensel

Inhalt
Die Autorin Jana Hensel, Jahrgang 1976, hat ihre Kindheit bis zum 13. Lebensjahr in der DDR verbracht. Dann, 1989, fiel die Mauer und plötzlich änderte sich alles – der Alltag, die Begrifflichkeiten, die Abläufe und nicht zuletzt auch die Politik. Hensel schildert diese Veränderungen aus der Sicht eines Kindes – „Heute sind diese letzten Tage unserer Kindheit, von denen ich damals natürlich noch nicht wusste, dass sie die letzten sein würden, für uns wie Türen in eine andere Zeit, die den Geruch eines Märchens hat und für die wir die richtigen Worte nicht mehr finden“.

Jana Hensel schildert in den einzelnen Kapiteln im Rückblick wie sich das Leben plötzlich, fast „über Nacht“ änderte – anhand neuer Begrifflichkeiten (statt „Pop-Gymnastik“ hieß es jetzt „Aerobic“, aus der Kaufhalle wurde ein Supermarkt, die „Bravo“ ersetzte die bis dato gelesene „Trommel“), aber auch anhand zahlreicher Beispiele aus dem täglichen Leben in der Schule und in der Freizeit. Anhand unterschiedlicher Schwerpunkte beschreibt Hensel ihre Kindheit, die Heimat, den DDR-Zeitgeist, die Eltern, Erziehungsmethoden, Liebe, Freundschaft und Sport.

Fazit
„Zonenkinder“ liest sich sehr leicht und angenehm, obwohl es kein Roman ist, sondern vielmehr eine Gegenüberstellung von Dingen, Erlebnissen und Worten aus der bisher erlebten Kindheit in der DDR auf der einen Seite und den neuen Begrifflichkeiten, neuen Regeln und dem neuen Leben eines Jugendlichen im wiedervereinten Deutschland auf der anderen Seite. Hensel verfällt dabei nicht in Ostalgiepolemik, sondern sie bringt dem Leser auf Basis der Schreibvirtuosität einer jungen erwachsenen Frau die Gedanken eines ostdeutschen Kindes nahe.

Dies gelingt ihr auf eine so sympathische Art und Weise, dass der Leser verstehen und nachvollziehen kann, warum es auch heute noch Menschen gibt, die eben nicht die gesamte „Ära DDR“ verdammen, sondern sich manchmal noch wehmütig in ihr altes Leben zurücksehnen. Dennoch ist das Buch sehr positiv geschrieben, und man begegnet einem Menschen, der sein neues Leben in der Bundesrepublik mit Elan angegangen ist, aber jetzt zu Papier bringt, dass der Wechsel eben doch ein sehr schneller war, dem kein richtiges „Abschiednehmen“ vergönnt war.

Das Buch ist deshalb besonders interessant für Menschen, die die DDR noch miterlebt haben, die vielleicht auch das eine oder andere Mal dort zu Besuch waren und anhand der zahlreichen Beispiele sicherlich auf vielen Seiten ein Aha-Erlebnis haben werden. „Zonenkinder“ ist aber auf alle Fälle auch interessant für Leser, die die DDR nicht mehr aus eigener Erfahrung kennen – sie bekommen statt einer trockenen Dokumentation einen guten und realitätsnahen Eindruck vom Alltag in der DDR. Und für diejenigen, die einen etwas wissenschaftlicheren Zugang benötigen, ist das Buch als Ergänzung oder erster Einstieg sicherlich ebenfalls interessant – denn neben vielen Erläuterungen findet sich am Ende des Buches sogar noch ein kleines Glossar.