Moses I Finley: Antike und moderne Demokratie
Hier liegt ein Buch aus dem Philipp Reclam jun. Verlag aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart vor. Das 146 Seiten dicke Buch stammt aus dem Jahre 1980. Es ist die Nummer 9966 der Universal-Bibliothek.
Der Autor – ein paar Angaben über ihn
Finley wurde am 20. Mai 1912 in New York City, USA, geboren. Welche Schulausbildung er genoß und ob er wo was studierte, ist der „Biographischen Notiz“ am Ende des Buches leider nicht zu entnehmen. Sicher ist aber, daß er ab 1930 mit Lehr- und Forschungsaufgaben an amerikanischen Universitäten betraut war. 1932 heiratete er Mary F. Thiers. Ab 1955 setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit in Großbritannien fort; britischer Staatsbürger wird er 1967. Verstorben ist Finley am 23. Juni 1986 in Cambridge.
In seinem Essay „Die Griechen und wir Zum historischen Werk von Moses I. Finley“ (das am Ende des vorliegenden Werkes enthalten ist) nennt Arnaldo Monnigliano den Grund für Finleys Übersiedlung nach England, nämlich die Flucht vor der McCarthy-Ära.
Die Besprechung
Diesen beruflich-wissenschaftlichen Hintergrund Finleys merkt man dem Buch überdeutlich an.
Finley ist Althistoriker, also kein Politikwissenschaftler. Er stellt also keine Demokratietheoretiker, geschweige denn Demokratietheorien vor. Er beschreibt auch nicht, welche Demokratiemodelle es in unterschiedlichen Epochen und verschiedenen Ländern gibt. Grundlagenwissen wird hier also nicht vermittelt, dafür aber vorausgesetzt.
Das Buch enthält – neben dem eben schon erwähnten Essay – eine allgemeine Betrachtung von politischen und historischen Themen. Für einen wissenschaftlichen Laien wie mich ist an dieser Stelle nicht ersichtlich, ob und wie Finley die öffentliche fachliche Diskussion bei uns in Deutschland oder anderswo vorantrieb.
Das Buch ist eine reine Bleiwüste. Wir nachgeborenen Leser erfahren nicht, wie Finley aussah. Auch ansonsten fehlen Abbildungen genauso wie Tabellen oder anderes.
Eine persönliche Bemerkung
Eine persönliche Bemerkung sei hier erlaubt. Welchen Sinn macht es, die Vorlesungen und Vorträge von längst verstorbenen Universitätsangehörigen zusammenzutragen und zu veröffentlichen? Sie sind bestenfalls für den universitären Raum interessant. Eine breitere Leserschaft wird damit nicht angesprochen.
Der Verlag schränkt damit die Verkaufsmöglichkeiten sind damit deutlich eingeschränkt. Ein solches Buch ist bestenfalls für Stadtbüchereien oder Universitätsbibliotheken geeignet. Ich wüßte nicht, wer sich in meinem persönlichen Bekannten- und Freundeskreis in solches Buch in seinen häuslichen Bücherschrank stellt. Wer politikwissenschaftliches oder historisches Wissen vermitteln möchte, sollte dies schon in populärwissenschaftlicher Art und Weise tun.
Ein Fazit
Die Zielrichtung des Buches ist für mich nur eingeschränkt ersichtlich. Es ist für eine fachlich interessierte und wissenschaftlich vorgebildete Öffentlichkeit zusammengestellt worden. Wer nicht zu dieser Fachöffentlichkeit gehört, für den ist dieses Buch unbrauchbar, weil unverständlich.