Blühende Landschaften: Eine Heimatkunde

Inhaltsverzeichnis
Musik

Saltatio Mortis – Finsterwacht

Musik

Daryl Hall – D

Klassik

Stephan Moccio – Legends, Myths And Lavender

Blühende Landschaften: Eine Heimatkunde von Peter Richter

Inhalt
Peter Richter begibt sich auf eine irrwitzige Reise quer durch die „neue“ Bundesrepublik – Selbst aus Dresden stammend, macht sich der Autor auf die Reise nach Hamburg, wo er einmal den Westen Deutschlands kennenlernen möchte. Doch Hamburg entspricht nun so gar nicht seinen Vorstellungen: Für einen echten Hamburger scheint es zum guten Ton zu gehören, ausschließlich in der Straßenbahn Bier zu trinken, dies dafür jedoch in rauen Mengen.

Die Mietpreise für ein kleines Appartement am Stadtrand von Hamburg entsprechen in etwa den Preisen für eine mehrstöckige Dresdner Wohnung und rechte Vermieter scheint es auch vornehmlich in Hamburg und nicht im Osten der Republik zu geben. Auf seiner Reise glaubt Peter Richter zu erkennen, dass die deutsche Wiedervereinigung vielmehr zu einem weiteren Auseinanderleben als zu einem „Zusammenwachsen“ der Deutschen in Ost und West geführt hat…


Von pseudolinken WG-Bewohnern und rassistischen Grundbesitzern in Hamburg und Namibia

Peter Richter nimmt in seinem „Heimatkunde-Roman“ kein Blatt vor den Mund, so viel steht einmal fest. Dabei sind seine Geschichten und Erzählungen jedoch alles andere als platt: Gekonnt legt er seinen Finger in die Wunden der Ost-West-Annäherung und -Angleichung. Geschickt beschreibt er (fast) alltägliche Ereignisse so bissig, dass diese auf den Betrachter ungemein komisch wirken. Vielleicht auch gerade deshalb, weil sich in vielen der Geschichten sogenannte „urdeutsche“ Eigenschaften wiederfinden.

Die Anpassungsschwierigkeiten der „Ossis“ an den Westen werden nicht zu knapp wiedergegeben, dabei jedoch auf so humorvolle, teilweise bitterböse Art und Weise geschildert, dass den Erzählungen zwar einerseits die Glaubwürdigkeit nicht abgesprochen werden kann, andererseits die Übertreibung jedoch auch deutlich als Element der Erzählung zum Tragen kommt. Zweifellos kommen einige Personenkreise und Gesellschaftsschichten in Richters Roman „nicht gut weg“, doch hier muss die Frage gestattet sein, ob dies wohl eher an Richters bewusst überzogener Schreibweise liegt, oder ob die dargestellten Personen in Ost und West wohl häufig tatsächlich so auftreten, wie Richter es in seinen Erzählungen schildert…

Fazit
Peter Richter arbeitete bereits als Redakteur unter anderem für die Süddeutsche Zeitung sowie für die FAZ. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hat er eine eigene Kolumne. Er weiß also, wie man Geschichten treffend und unglaublich komisch erzählen kann. Seine Pointen treffen den Nagel meist auf den Kopf, und die Geschichten, die Richter erzählt, beanspruchen die Lachmuskeln des Lesers ungemein, haben zugleich jedoch oftmals einen bitterbösen Unterton.

Mit „Blühende Landschaften“ legt Richter ganz bewusst einen „Ost-West-Roman“ vor, der nicht auf der „Ostalgiewelle“ mitschwimmt, sondern auch missglückte Aspekte der Wiedervereinigung „auf den Tisch bringt“. Dies jedoch ohne den erhobenen Zeigefinger, sondern immer humorvoll und teilweise arg überzogen. Ein gelungener BRD-DDR-Roman, der ohne die gängigen Klischees auskommt – absolut lesenswert!

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