Bram Stoker – Dracula

Die Mutter aller Vampir-Geschichten – Bram Stokers Dracula

 

Der Mythos um Dracula hat schon vielerlei Ausprägung in der Neuzeit erfahren. Seien es das filmische Denkmal von Nosferatu oder die Adaptionen in den neusten Kitsch-Streifen à la Twilight. Der Ursprung allen Bösen liegt in Stokers Werk. Soviel und nicht weeniger erhoffte ich von dem Werk, das nur so vor Bösem und Düsterem strotzen sollte. Gleich zu Anfang wurde dieses Hoffen mit einem Ausrufezeichen versehen. Denn wie der unscheinbar wirkende Jonathan Harker auf das Schloss der Grafen gelangt, umwehte ihn und die Szenerie schon ein eisiger Hauch. Im Schloss angelangt tritt aber die erste Ernüchterung ein. Draculas Äußeres lässt wenig Vergleiche zu einem düsteren blutsaugenden Vampir zu. Die Illustration Draculas erinnert in zunehmendem Maß an einen Bauern, der mit buschigem Bart und Rätzel eher tölpelhaft denn furchteinflößend wirkt. Jonathan Harker ist jedoch von der Person Dracula eingeschüchtert und muss, um seinen Auftrag der Hausvermittlung für Dracula zu erfüllen, gute Miene zum bösen Spiel machen. Während seines Aufenthaltes im Schloss lernt Harker mehr und mehr die dunkle Seite des Grafen kennen und muss letztlich an den Schlafkisten (leider ist mir unklar ob es sich bei dieser Bezeichnung um Särge handelt oder ob es Übersetzungsfehler sind, denn es stehen immer Kisten als Schlafstellen zur Disposition) seiner Bräute erkennen, dass es sich bei seinem Gastgeber um einen Vampir handelt. Davon wenig geschockt oder auch verwundert, wie alle seine Zeitgenossen, macht sich Harker ans Werk auszubrechen. Doch der Graf hat seine eigenen Pläne den vormals gebetenen Gast zum Gastmahl umzufunktionieren nachdem dieser den Weg für London bereitet hat.

 

Jagd auf einen minderbemittelten Dracula

 

In London angelangt beginnt Dracula wiederum mit seinem Morden und ruft daher die Gilde um den Holländer Van Helsing auf den Plan. Dieser macht sich nun, zunächst verwirrt anhand der Krankheitsumstände von Lucy Godalming daran ihre Krankheit zu heilen. Unterstützt wird er dabei von seinen Mitstreiter: Mina Harker, Lord Godalming und Dr. Seward. Van Helsing umgibt stets eine Aura eines Allwissenden, welcher bewusst seinen Mitstreitern Informationen vorenthält, u. U. zu deren Schutz. So beginnt die Jagd auf den Fürsten der Dunkelheit…

 
Fazit:

Packendes Horrorszenario bleibt aus

 

Alles in allem war die Lektüre etwas ernüchternd, denn weder der Vampir-Mythos noch der Handlungsstrang erwiesen sich als so fesselnd, als dass man sich hätte nass machen müssen. Die Erkenntnis auf einen Blutsauger gestoßen zu sein der bereits Jahrhunderte lebte und Menschen tötete wurde fast mit einem müden Achselzucken aufgenommen. An der nüchternen Stimmung mag auch die Aufmachung des Buches ihren Anteil tragen, denn lediglich das Cover mutet düster an. Die Tagebuchartigen Kapitel erscheinen in ihrem schlichten Stil eher steril. Weiterhin traten für mich gewissen logische Probleme auf, die sich aber leider nicht aufklärten, denn warum sollte Dracula über geringe kognitive Fähigkeiten verfügen, wenn er doch auf einen jahrhundertelangen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Leider erfuhren diese und andere Fragen kein befriedigendes Ergebnis und das abrupte Ende, nach der spannenden Jagd runden den faden Lektüre-Genuss ab. Wahrscheinlich war das Werk in seinem Entstehungszeitraum etwas neuartiges und schockierendes, doch für abgehärtete Menschen der Moderne erscheint es schon fast skurril.

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