ALTHERRENROCK ODER ALTE HERREN, DIE ROCKEN?
Die Band:
Anfang der 1970er entstand aus der Band The Tradewinds die Formation Styx, die 1972 mit dem gleichnamigen Album debütierte. Mit dem Song „Lady“, aus dem zwei Jahre später veröffentlichten Album „Styx II“, hatte die Gruppe ihren ersten Singlehit. Styx entwickeln sich zum Vorreiter des AOR (Adult Oriented Rock) und bauten immer wieder Prog-Elemente in ihren Sound ein. In den Jahren 1976 bis 1979 veröffentliche die Band im Jahrestakt neue Alben, die allesamt die amerikanischen Top Ten erreichten. Das Album „Cornerstone“ (1979) brachte die Band erstmals auch in die deutsche Hitparade. Mit „Paradise Theater“ erklommen Styx dann Platz 1 der Billboardcharts. Das folgende äußerst ambitionierte Konzeptalbum „Kilroy Was Here“ floppte, sodass sich die Band Ende 1984 auflöste. 1990 reaktivierte Tommy Shaw Styx in teilweise neuer Besetzung.
Das Album:
Seit nunmehr gut fünfzig Jahren sind Styx im Geschäft und zählen ohne Übertreibung zu den großen Bands des AOR (Adult Oriented Rock). Nach ihrem letzten Album „The Mission“, welches 2017 an den Start ging und mühelos als sehr gelungenes Spätwerk bezeichnet werden konnte, kommt jetzt mit „Crash Of The Crown“ ein Nachfolger, der die Frage aufwirft: Ist das Altherrenrock oder sind hier alte Herren am Start, die noch ordentlich rocken können?
Zunächst muss man sagen, dass das Album eine Zeitkapsel ist: Schon der Opener „The Fight For Our Lives“ (eine Mischung aus Intro und erstem Song) macht deutlich, dass es in die Zeit zurückgeht, als genau diese Musik ihre Hochzeit hatte. Und das war sicherlich nicht die schlechteste Zeit.
Und so gibt es in den folgenden rund vierzig Minuten viel zu entdecken und wiederzuerkennen. Das Styx dabei munter in anderen Gewässern wildern, stört nicht. So ist „Hold Back The Darkness“ eine Reminiszenz an die Pink-Floyd-Ära unter David Gilmour und der Titelsong „Crash Of The Crown“ lässt insbesondere zum Ende hin Erinnerungen an Queen wach werden. Dazwischen gibt es eine Prise Journey, etwas ELO und ganz viel Styx. Obwohl Tommy Shaw, James Young und Lawrence Gowan allesamt auf die siebzig zugehen, agieren sie stimmlich gut und können sowohl in den Chor, als auch in den Einzelpassagen überzeugen. Instrumental ist der satte Prog-Einschlag, der sich durch das gesamte Album zieht, sehr gelungen und sorgt dafür, dass keinerlei Langeweile aufkommt.
Trackliste:
01 – The Fight Of Our Lives
02 – A Monster
03 – Reveries
04 – Hold Back The Darkness
05 – Save Us From Ourselves
06 – Crash Of The Crown
07 – Our Wonderful Lives
08 – Common Ground
09 – Sound The Alarm
10 – Long Live The King
11 – Lost At Sea
12 – Coming Out To The Other Side
13 – To Those
14 – Another Farewell
15 – Stream
Fazit:
Vom biederen Altherrenrock ist „Crash Of The Crown“ weit entfernt. Styx legen mit ihrem sechzehnten Studioalbum erneut ein mehr als reifes und ausgeglichenes Spätwerk vor. Wer Alben von Queen, ELO oder Pink Floyd im Schrank hat, sollte sich mit dem Werk näher beschäftigen und sich darüber freuen, dass es auch im Jahr 2021 noch so gute neue Musik gibt.
Bewertung:
Musik: 4,5
Instrumentalisierung: 5
Stimmen: 4
Abwechslung: 4
Hörspaß: 4,5