Das Haus an der Ampel

Inhaltsverzeichnis
Musik

Back To The 80´s: Schwarz auf weiß

Musik

Marina Marx – Wahrheit oder Pflicht

Metal

Dark Tranquillity – Endtime Signals

VON FAMILIENERLEBNISSEN, STERBEHILFE UND MENSCHEN, DIE EIS ESSEN

Der Sänger:

Der in Berlin geborene Sänger ist der bekannteste Vertreter der deutschen Liedermacher. 1967 erschien sein erstes Album „Ich wollte wie Orpheus singen“, dem bis heute über zwanzig weitere Studioalben folgten. Sein populärster Song ist „Über den Wolken“, der bei einer Wahl der besten Lieder der Deutschen im ZDF Platz 4 belegte. Unter dem Namen Frédérik Mey feierte er auch große Erfolge in Frankreich. Mit drei Alben („Mein Achtel Lorbeerblatt“, 1972, „Bunter Hund“, 2007 und „dann mach´s gut“, 2013) erreichte er Platz 1 der deutschen Albumcharts. Privat ist er seit 1977 mit seiner zweiten Frau Hella verheiratet. Schlagzeilen machte im März 2009 das Privatleben des Sängers, als sein Sohn Maximilian infolge einer verschleppten Lungenentzündung ins Wachkoma fiel.

Das Album:

Diesmal hat Reinhard Mey seine Fangemeinde vier Jahre warten lassen (statt der zuletzt üblichen drei Jahre). Und dann gab es, coronabedingt, noch eine Terminverschiebung, sodass das Album nicht traditionell in der ersten, sondern erst in der letzten Maiwoche veröffentlicht wurde. Jetzt liegt „Das Haus an der Ampel“ endlich zur Begutachtung bereit. Nach dem wirklich gelungenen Album „Mr. Lee“ im Jahr 2016, war ich gespannt, wie viel Neues der Berliner Liedermachen auf seinem 28. Longplayer präsentieren wird. 

Das Album kommt in zwei Ausführungen daher, die von den Titeln identisch sind. Einmal die reguläre Aufnahme, mit seinen Musikern, und einmal „pur“, also nur Reinhard Mey mit Stimme und Gitarre. Eine Fassung, die er das Skizzenbuch nennt. Beide haben ihren Reiz, wobei mir das Skizzenbuch fast noch besser gefällt. Wirklich Neues bietet Reinhard Mey nicht. Und trotzdem ist es immer wieder ein Erlebnis, ein Album von ihm zu hören. Und das liegt in erster Linie nicht an der Musik. Die ist hörenswert, auch wenn sich viele Melodien ähneln und so klingen, als habe er sie in abgewandelter Form bereits auf früheren Werken verwendet. 

Ein Album von Reinhard Mey lebt von den Texten und den Geschichten, die er erzählt. Und hier gibt es wieder 16 kleinere und größere Perlen. Natürlich ist die eigene Familiengeschichte erneut ein großer Quell seiner Inspiration. Auch für das mit gut acht Minuten fast schon epochale Titelstück „Das Haus an der Ampel“, in dem es um sein Elternhaus geht. Ebenso werden die Anfänge seiner Karriere („In Wien“) oder seine Arbeit an den Texten („An meinen Bleistift“) hier besungen. Natürlich gibt er auch wieder den mahnenden Beobachter („Menschen, die Eis essen“, „Ich liebe es, unter Menschen zu sein“). 

Einmal schafft er es dann auch, den Hörer zu Tränen zu rühren: „Gerhard und Frank“ ist eine berührende Geschichte über Sterbehilfe und zählt für mich zu den bewegendsten Mey-Songs der letzten Jahre. Mit seiner Tochter Victoria-Luise hat er zudem den Titel „Scarlett Ribbons“ aufgenommen, der zuvor bereits von Harry Belafonte oder Roy Orbison gesungen wurde. 

Stimmlich ist Reinhard Mey noch gut dabei, auch wenn man stellenweise merkt, dass das Alter nicht spurlos an ihm vorbeigeht. Allerdings muss man sich vor Augen führen, das Reinhard Mey, wenn das nächste Album im regulären Tonus erscheint, die 80 erreicht hat. 

Trackliste:

01 – Im Hotel zum ewigen Gang der Gezeiten

02 – An meinen Bleistift

03 – Das Haus an der Ampel

04 – Der Vater und das Kind

05 – In Wien

06 – Bleib bei mir

07 – Häng dein Herz nicht an einen Hund

08 – Glück ist, wenn du Freunde hast

09 – Menschen, die Eis essen

10 – Ich liebe es, unter Menschen zu sein

11 – Gerhard und Frank

12 – Wiegenlied

13 – Wir haben jedem Kind ein Haus gegeben

14 – Zimmer mit Aussicht

15 – Was will ich mehr

16 – Scarlett Ribbons (mit Victoria Luise Mey)

Fazit:

Wer Reinhard Mey kennt und liebt, bekommt mit „Das Haus an der Ampel“ genau das, was man erwartet. Ein hörenswertes Album, das in Ruhe und mit Genuss gehört werden will, damit man in die kleineren und größeren Geschichten eintauchen kann. 

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