Der bewegte Körper – Entfaltung und Entwicklung: Psychosomatische Funktionslehre nach Bet Hauschild-Sutter

Inhaltsverzeichnis
Country

Dasha – What Happens Now?

Belletristik

Nightwish – Yesterwynde

Musik

Back To The 80´s: Schwarz auf weiß

Ein Geschenk für Körpertherapeuten

Die Eigenwahrnehmung während der Bewegung zu schulen ist das vorrangige Ziel vieler körper- und bewegungstherapeutischer Verfahren. Die Schweizerin Bet Hausschild-Sutter begründete als eine der ersten in den 1950er Jahren eine entsprechend benannte Methode: Die psychosomatische Funktionslehre oder kurz PSFL stellt neben fundierten anthropologischen, orthopädischen, biomechanischen und funktionellen Kenntnissen die Wechselwirkung körperlicher und seelisch-mentaler Bewegung in den Mittelpunkt. Die Orientierung an der Entwicklung des Kleinkindes und der Wirbeltiere ist löblich und sollte eigentlich jeder Betrachtung über den menschlichen Körper vorangehen.

Natürlich haben nach Hauschild-Sutter viele andere begabte Körperkenner, wie etwa Moshe Feldenkrais, Bonnie Bainbridge-Cohen oder Gerda Alexander, ähnliche Prinzipien auf den Markt gebracht und ein jeder hat diesen kleinen Tick Anspruch, die ein oder andere Idee für sich zu proklamieren. Und rekurrieren tun sie letztlich alle auf Frederic Alexander, Dore Jacobs oder Elsa Gindler, auch wenn das in keinem der oben erwähnten Bücher so zu lesen ist (auch in diesem nicht; immerhin Rudolf von Laban ist erwähnt).

Der Absolutitätsanspruch einzelner wird der menschlichen Bewegung nicht gerecht und wir sind alle äußerst froh, dass wir überhaupt diese Pioniere als Leitbilder haben dürfen, die uns den Weg zu einer gesunden und ökonomischen Bewegung zeigen – die PSFL-Methode gehört zweifelsfrei dazu und ist in ihrer Sanftheit, Natürlichkeit und induktiven Didaktik sehr empfehlenswert.

Die zwei Autorinnen Carmen Pittini und Henrietta Bezzola haben sich aufgemacht, das wertvolle Vermächtnis der Methode lebendig zu erhalten. Der für seine exzellenten Bücher im bewegungstherapeutischen Sektor bekannte Hans Huber Verlag aus der Schweiz (man denke nur an die deutsche Übersetzung des Klassikers von Marble Todd) bietet dafür nun das entsprechende Forum. Ansprechende, großformatige Fotografien fangen die Dynamik und Essenz der Bewegung ein und eröffnen die einzelnen Kapitel.

Der theoretische Hintergrund der Phylogenese menschlicher Bewegung anhand der Entwicklung des Säuglings ist ein absolutes Muss und erinnert in seiner im weiteren Verlauf des Buches nachzuspürenden Bewegungsanleitung an die BMC-Methode, kommt aber pragmatischer und struktureller daher als letztere. Der zweite große theoretische Rahmen wird vom Gehen eingenommen.

In jeder Zeile drücken die Autorinnen interdisziplinäres (biologisches, anthropologisches, sportwissenschaftliches, physiologisches, psychologisches und biochemisches) Wissen aus, das nicht nur durch die Bewegungen, die sie selber vormachen, atmet, sondern auch in sich stimmig ist und uns wieder einmal vor Augen führt, dass Menschen, die sich eindringlich, konsequent und nachsichtig mit der eigenen Bewegung beschäftigen, eine unnachahmliche Art der Pädagogik besitzen.

Im praktischen zweiten Teil bieten Bilder Anschauungsmaterial, wobei die Autorinnen betonen, wie wichtig die verbale Anleitung in den Stunden ist. Überhaupt kann man dieses Buch als eine didaktisch-methodische Anleitung für Trainer, Lehrer oder Therapeuten betrachten, denn der Metastandpunkt des Pädagogen wird in keinem Kapitel verlassen. Natürlich kann auch der Anwender hier vorurteilsfrei die Übungen nachmachen, aber viel größer ist der Schatz für diejenigen, die andere anleiten wollen.

Fazit:

Abschließend ist es den Autorinnen auch nicht zu anzukreiden, dass sie den Ausbildungsplan des Institutes in Winterthur, Schweiz, wo die Ausbildung zum PSFL-Therapeuten absolviert werden, integrieren. Es ist eine mehr als fundierte und hilfreiche Bekanntmachung einer sehr sensitiven, Intelligenten und hilfreichen Körpertherapie. Das diese aus der Schweiz und von einer Frau kommt, ist, kennt man sich ein wenig in der Szene aus, nicht weiter verwunderlich. Schön, dass diese, im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Heroen a la Feldenkrais, noch völlig unverbraucht auf die sensationelle Wiederentdeckung wartet. Ein wichtiges Buch!

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