Die Elfen von Bernhard Hennen/James Sullivan
In einer eisigen Winternacht macht sich der Fjordländer Mandred auf, eine Bestie zu jagen, die sein Dorf bedroht. Doch anstatt den Manneber zu erlegen, sterben Mandreds Gefährten und er selbst kann sich nur mit Müh und Not zu dem nahe gelegenen Steinkreis retten. Als er wieder zu Bewusstsein kommt, ist es Frühling und ein seltsames Mischwesen aus Tier und Mensch beugt sich über ihn. Mandred ist sofort klar, dass es ihn in das verwunschene Elfenland, die Albenmark, verschlagen hat. Er wird zur Königin der Elfen gebracht, die ihm den Auftrag gibt, zusammen mit ausgewählten Elfenkriegern den Manneber erneut zu jagen. Denn der Manneber ist ein Dämon aus alten Zeiten und ein Erzfeind der Elfen. Also macht Mandred sich mit Nuramon und Farodin auf eine Jagd, die ihn sehr viel kosten wird. Nuramon und Farodin dagegen wissen nicht, dass ihre Minneherrin Noroelle nach ihrer Rückkehr nicht mehr da sein wird. So wird aus der Jagd eine Suche, die umso verzweifelter wird, je mehr Zeit vergeht.
Interessantes Konzept
Was das erste Buch der Elfen-Reihe so außerordentlich gut macht, sind weder die Elfen als wohl beliebtestes Fantasy-Volk, noch ist es das Grundgerüst der Geschichte, das erst einmal relativ simpel klingt. Denn Bernhard Hennen vermochte es, in seine große Haupthandlung viele kleine Handlungen einzubauen, sodass sich neben dem stetigen Auf und Ab der aneinandergereihten Abenteuer auch ein übergreifender Spannungsbogen aufbaut. Gewährleistet werden kann das, indem er seine drei Hauptfiguren aus der zeitlichen Gebundenheit herauslöst und sie Zeitsprünge machen lässt. Auf der Suche nach bestimmten magischen Artefakten, nach Informationen, nach dem Manneber und nach Noroelle erkunden sie die Welten, während diese sich im Laufe der Zeit immer mehr verändern. Bald ist abzusehen, dass der Manneber einen perfiden Plan zur Vernichtung seiner Erzfeinde, der Elfen, zielstrebig vorantreibt. Im Sog dieser Ereignisse wird bald deutlich, dass die drei Gefährten handeln müssen, um Albenmark vor der Vernichtung zu retten.
Gut ausgearbeitete Charaktere
Farodin, Nuramon und Mandred sind Charaktere, die man als Leser spätestens nach der Hälfte des Buches nicht mehr missen möchte. Der Außenseiter Nuramon, der eiskalte Stratege Farodin und der Hau-Drauf-Barbar Mandred geben ein interessantes und an vielen Stellen fast schon komödiantisches Trio ab. Durch die verschiedenen Perspektiven bekommt man Einblicke in die Denkensweise der Charaktere, was vor allem auch auf sprachlicher Ebene sehr gut abgegrenzt wurde. So redet und denkt Mandred natürlich ganz anders als die Elfen. Bewundernswert ist dabei das abgerundete Gesamtbild: Stilistische Brüche, wie man sie bei vielen anderen Fantasy-Autoren lesen muss, sind hier nicht zu finden. Das Studium der Germanistik beider Autoren lässt sich auch an den eingeschobenen Zwischenkapiteln feststellen, den Reisetagebüchern, Legenden, Sagen etc., die je im Stil ihrer Gattung verfasst wurden.
Fazit
Die Elfen sticht vor allem durch das sprachliche Können der Autoren aus der Masse der Fantasy-Autoren heraus. In gewissem Sinne eine Auftragsarbeit, die an den Erfolg von Markus Heitz‘ „Die Zwerge“ und Stan Nichollsons „Die Orks“ anschließen sollte, erschuf Hennen eine Welt, die tatsächlich verzaubern kann. Da gibt es Geheimnisse, Abenteuer, fremde Welten und außergewöhnliche Wesen, eine tragische Liebe und einen abschließenden fulminanten Kampf. Kenner der altnordischen Mythologie werden sicher auch von Hennens Verarbeitung der mythologischen Völker überrascht werden – und sollten auf keinen Fall die „Nachfolge“-Romane verpassen. Insgesamt ist es also der Auftakt zu einer Reise durch eine großartige Welt.
Beachtenswert ist dabei, dass das Buch Die Elfen auch als Einzelwerk gelesen werden kann. Die anderen Elfen-Bände sind keine an die erste Handlung anschließende Romane, sondern gliedern sich in das Konzept, das in diesem Band aufgebaut wurde, ein.