Earl Derr Biggers: Charlie Chan und der chinesisch Papagei

Earl Derr Biggers: Charlie Chan und der chinesische Papagei

Das Buch ist – zumindest in der deutschen Übersetzung – im Jahre 1982 im Wilhelm Heyne Verlag aus München erschienen. Es ist 175 Seiten dick.

Die Inhaltsangabe

Der Detektiv Charlie Chan ist Sergeant bei der Polizei von Hawaii. Eines Tages soll er eine wertvolle Perlenkette nach San Franzisko / Kalifornien bringen. Doch bei der geplanten Übergabe der Perlenkette kommt es zu einigen Ungereimtheiten. Wieso möchte P. J. Madden, Millionär und Käufer der Perlenkette, sie auf einmal in seiner Ranch in der kalifornischen Wüste übergeben bekommen? Chan vermutet einen Mord ohne Leiche, ohne Motiv und ohne Tatwerkzeug.

Über das Buch

„Ein klassischer Kriminalroman aus dem Jahre 1926“ berichtet der prominente süddeutsche Buchverlag in dem Untertitel. Charlie Chan bekommt hier einen Fall geboten, bei dem lange Zeit nicht so ganz klar ist, worum es eigentlich geht. Mord? Klar, der kommt hier vor. Erpressung? Entführung? Keine Ahnung. Der kriminalliterarische Dreisprung aus Aufgabenstellung, Ermittlungsarbeit und Lösung wird hier in vielerlei Hinsicht durchbrochen.

Wie schon eben oben gesagt: Bis auf den Mord an einem chinesischen Diener liegt lange Zeit kein greifbares Verbrechen vor. Dieser Mord spielt aber eher eine untergeordnete Rolle. Die Frage „Was ist los auf der Ranch?“ ist wesentlich wichtiger. Der Roman erinnert in dieser Hinsicht eher an die Whodunits; bei denen geht es ganz plump darum, wie ein Übeltäter überführt und verhaftet wird.

Das Ende paßt deutlich dazu. Die entführten Personen werden eher durch Zufall entdeckt, aber nicht durch den Detektiv, sondern durch Randfiguren. Die Motive für die kriminellen Handlungen kommen reichlich zu kurz. War es Habgier? Gewohnheitsverbrechertum?

Hinzu kommt, daß viele Details in der Rückschau am Ende nicht erklärt werden. Allein schon die zentrale Frage, wieso Martin Thorn, der Sekretär Maddens, in die kriminellen Machenschaften involviert ist, bleibt unbeantwortet. Schade, daß Biggers schon so lange tot ist. Ansonsten müßte man ihn bitten, das Ende umzuschreiben und Chan als Detektiv deutlicher und stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Biggers verstößt auch gegen eine Grundregel des Kriminalromans, nämlich daß der Leser keine Gelegenheit hat, die Lösung selbst zu finden. Dafür ist das Ende zu überraschend; während der Detektivarbeit deutet nichts darauf hin.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Vielleicht, daß es auch in diesem Kriminalroman eine kleine Liebesgeschichte gibt, die nicht zu Ende erzählt wird. Chan hat seinen Adlatus, der bei den Ermittlungen hilft. Chans Hang zu chinesischen Redensarten ist hier noch nicht sehr präsent.

Das Fazit

Das Ende kommt hier zwar etwas plötzlich und überraschend. Ansonsten liegt aber ein gut lesbarer Kriminalroman vor.

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