Eine dunkle und GRIMMige Geschichte

Eine dunkle und GRIMMige Geschichte von Adam Gidwitz

Inhalt
Jeder kennt das Märchen von Hänsel und Gretel – denkt man jedenfalls…

Was die wenigsten wissen: Hänsel und Gretel kamen unter nicht gerade märchenhaft glücklichen Umständen als Kinder eines Königs zur Welt, der ihnen – die Beweggründe lassen wir vorerst beiseite – schon in jungen Jahren die Köpfe abhackt.

Grausam? Nicht für Märchenverhältnisse. In einer Welt, wo Sonne, Mond und Sterne sprechen und Frauen in Lebkuchenhäusern wohnen, braucht es den Leser nicht zu überraschen, dass das Märchen von Hänsel und Gretel (in dieser eher unbekannten Version) noch nicht zu Ende ist.

Denn Köpfe lassen sich glücklicherweise wieder zurücksetzen. Was bleibt sind traumatisierte Kinder, die das Vertrauen in ihre grausamen Eltern verlieren und sich in der weiten Welt auf die Suche machen, um Eltern zu finden, die ihnen NICHT nach dem Leben trachten.

Leider geraten Sie dabei von einem Albtraum zum nächsten, wobei die kinderfressende „Hexe“ in ihrem essbaren Haus noch das geringste Übel ist, das den Geschwistern das Leben zur Hölle macht – im wahrsten Sinne des Wortes.

Märchen – damals und heute
Adam Gidwitz erschafft mit diesem Roman dankenswerterweise eine gelungene Hommage an die ECHTEN Märchen, wie sie von den Gebrüdern Grimm als „Kinder- und Hausmärchen“ veröffentlicht wurden.

Froschkönige wurden hier an die Wand geklatscht anstatt geküsst zu werden, der Mond liebte Menschenfleisch und so manches Mädchen hat sich selbst den kleinen Finger abgehackt, um in ihrem Märchen voranzukommen.

Im Gegensatz zu den populären Disney-Adaptionen des 20. Jahrhunderts waren die Original-Märchen in jedem Fall eines: Gewalttätig und blutig.

„Eine dunkle und GRIMMige Geschichte“ versucht, einen roten Faden durch einige der ursprünglichen Märchen der Gebrüder Grimm zu ziehen.

Die Hauptdarsteller sind dabei das Geschwisterpaar Hänsel und Gretel, die als Königskinder zur Welt kommen, zahlreiche (Märchen-)Abenteuer bestehen und schlussendlich ihren Frieden finden (wobei auch der obligatorische Drache auf spektakuläre Art und Weise ins Jenseits befördert wird).

Umsetzung
Dem Roman liegen einige echte Märchen der Gebrüder Grimm zugrunde (z.B. Der treue Johannes, Brüderchen und Schwesterchen, etc.). Diese werden im Buch auch kurz aufgelistet und sollten in jedem Fall gelesen werden, um das Buch noch reizvoller zu machen.

Der Spannungsbogen reicht dabei von angenehmem Gruseln bis zu blankem Entsetzen. Zu keinem Zeitpunkt jedoch erscheint die Handlung überladen oder übertrieben, zumal sie durchwegs die Atmosphäre echter, alter Märchen atmet – und diese waren ja keineswegs leichte Kost.

Fazit
„Eine dunkle und GRIMMige Geschichte“ ist in jedem Fall eine gelungene Hommage an das unsterbliche Werk der Gebrüder Grimm, vor allem jedoch an dessen Ursprünge, die heute den Kindern in der Regel nicht mehr vorgelesen werden.

Daher ist auch dieser Roman kein Märchenbuch, das Kindern vorgelesen werden sollte (tatsächlich bezieht sich der Autor als fiktiver Vorleser in zahlreichen Zwischenkommentaren unterhaltsam auf diesen Umstand und schickt kleine Kinder an mehreren Stellen zu Bett).

Wer die Originalmärchen der Gebrüder Grimm nicht kennt, wird diesen Roman beinahe als Horror-Lektüre erleben. Für alle anderen nimmt der Schrecken durch die dahinter verborgene Botschaft (die sich vor allem an Kinder richtet) ab und der Roman kann als das genossen werden, was er versucht zu sein: Ein dunkles und GRIMMiges modernes Märchen!

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