Im Museum

Im Museum von Hartmut Lange

Hintergrundinformation

„Im Museum“ ist kein Roman, sondern ist auf insgesamt 114 Seiten eine Sammlung von sieben unbetitelten Kurzgeschichten, die die Gemeinsamkeit haben, daß sie alle im Deutschen Historischen Museum im ehemaligen Ost-Berlin spielen. Der Buchtitel enthält im Inneren des Buches noch den Untertitel „Unheimliche Geschichten“, was dem Hochglanzcover außen nicht entnehmbar ist, ebensowenig wie die Tatsache, daß es sich nicht um eine durchgehende Geschichte, sondern eine Sammlung von Kurzgeschichten handelt.

Der Autor ist 1937 in Berlin-Spandau (späteres West-Berlin) geboren, jedoch nach einer kurzen Umsiedlung nach Polen in der DDR aufgewachsen, aus der er 1965 in die Bundesrepublik Deutschland floh.

 

Inhalt

Alle sieben Kurzgeschichten haben ein oder zwei Personen als Protagonisten, mit denen irgendetwas Unheimliches passiert. Einige seien hier nachfolgend kurz skizziert:

In der ersten Geschichte beispielsweise verschwindet die Museumsmitarbeiterin Margarete Bachmann eines Tages und erscheint nicht mehr zur Arbeit. Sie wird jedoch von niemandem vermißt, nur ein Kollege macht sich die Mühe, und sucht nach ihr, ursprünglich jedoch nur, um ihr ein vergessenes Kleidungsstück zurückzubringen. Aber selbst in der Firma, die das Wachpersonal für das Museum stellt, gibt es keine Informationen über sie.

In einer anderen Geschichte geht es um den offenbar ehemaligen Stasi-Mitarbeiter Bernd Klinger, der ebenfalls nun im Museum arbeitet und einen früheren Gefangenen wiedererkennt. Sofort fällt er in sein früheres Muster der Verhörtechnik ein und stellt dem Mann auch nach. Dieser wird von seiner Vergangenheit quasi eingeholt und verliert sich in dieser.

In der fünften Geschichte geht es um eine Frau, die ihren Sohn besuchen will. Sie stellt sich vor und sagt, ihr Sohn heiße Adolf und sie sei 1907 gestorben. Ein Vorgesetzter empfängt sie und argumentiert, warum sie denn unbedingt diesen Sohn besuchen wolle, den die ganze Welt lieber vergessen wolle…

 

Fazit

Alle Geschichten haben, wie der Untertitel auch bereits ankündigt, ein unheimliches Element; die Geschichten haben auch keine Auflösung, es bleibt der Interpretation und Phantasie des Lesers überlassen, sich die Ursachen oder auch die Fortsetzung der Geschichte vorzustellen. Die Schilderungen des Museums hingegen, das ja in der Tat existiert, sind sehr realistisch beschrieben und mit viel Details versehen. Nebenbei erfährt der Leser auch viel über die Exponate des Museums, was stets in starkem Kontrast zu der unwirklich anmutenden Handlung steht.

Die Aufmachung des Buches ist – wie bei Diogenes üblich – ein kleiner Hardcover-Band in hoher Qualität und mit Hochglanzumschlag. Da bereits die Geschichten keinen Titel haben, wäre es allerdings hilfreich gewesen, zumindest ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben voranzustellen oder wenigstens auf dem rückwärtigen Cover zu erwähnen, daß es sich nicht um einen Roman handelt. Die Frage ist, ob der Verlag hier den Leser bewußt in die Irre führt – obwohl dies gar nicht notwendig ist, denn ein Leser, der sich für Hartmut Lange interessiert, liest sicherlich auch gern seine Kurzgeschichten; nur wäre man gern vorher informiert – daher die niedrige Bewertung im Bereich „Informationen“.

Insgesamt jedoch eine erfrischende Abwechlslung in der Literaturlandschaft.

 

 

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