Inglorious Bastards – Das Original
Inhalt
Die Kriegs-Komödie spielt im besetzten Frankreich. Amerikanische Soldaten wollen an einem wilden Haufen aus Deserteuren, Dieben und Befehlsverweigerern ein Exempel statuieren. Doch wie es der Teufel will, kommt diesen ausgerechnet der Feind, die Deutschen, zu Hilfe und so können die amerikanischen Kriegsgefangenen fliehen. Der bunt zusammen gewürfelte Haufen findet bald in Bo Svenson einen geeigneten Führer und so streifen sie durch das Kriegsgebiet wie Hasardeure, verstecken sich vor den Deutschen oder stoßen auf nackt badende deutsche Soldatinnen, die sich erst über die Männergesellschaft freuen, dann aber, als sie den schwarzen Fred Williamson sehen, rasch zur MG greifen. Denn im Zweiten Weltkrieg war es noch ganz einfach zwischen Gut und Böse zu unterscheiden: bei den Nazis gab es keine schwarzen Soldaten!
Das muntere Quintett will eigentlich in die Schweiz flüchten und auch untereinander sind sie keineswegs zimperlich, wohl ein Kriterium einer die demokratische Gesellschaft der USA verkörpernden Einheit: Jeder will eigentlich mit dem anderen nichts zu tun haben und arbeitet auf eigene Faust. Man findet sich allein aus dem Grund zusammen, weil man dadurch das gemeinsame Ziel leichter erreichen kann als alleine. Eine klassische Zweckgemeinschaft also. Individualismus pur. Zwischen den fünf wackeren „Helden“, einer unterschiedlicher als der andere, flackert dann auch immer wieder Rassismus auf, oder sie streiten sich um die einzige Frau in dem Film, Nicole, oder einfach nur um ihre unterschiedliche Herkunft. „Du bist aus Boston? Dann kommst Du wohl auch aus besserem Hause, was?“ Vorurteile und Klischees dominieren also auch das Verhalten der „fünf Freunde“ untereinander und wenn es kein gemeinsames Ziel oder einen gemeinsamen Feind gäbe, hätten sie sich wohl längst gegenseitig abgeschlachtet. Das gilt wohl auch tatsächlich für die amerikanische Gesellschaft insgesamt, nicht nur im Film.
Als Männer noch Männer waren: ein Zeitdokument über die Siebziger
Die Sprache ist einem Kriegsfilm angemessen rau und hart, ein paar Flegelausdrücke oder Kraftmeiereien dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Besonders lustig sind die Stunts, wenn deutsche Soldaten immer wieder von Kugeln zersiebt umfallen oder am Ende ein ganzer (Spielzeug-)Bahnhof in die Luft fliegt. Selbst eine Brücke muss dran glauben, ganz abgesehen von den vielen Schlachtfeldern, die die „Schmutzigen Fünf“ hinter sich lassen.
„Was auch immer das dreckige Dutzend machte, machten sie noch dreckiger“ schreibt der Verleiher in seiner Werbung und natürlich weiß jeder, dass bei einem Kriegsfilm auf Political Correctness gänzlich verzichtet wird. Interessant ist der Film vor allem als Zeitdokument der 70er Jahre in denen ein italienischer Regisseur einen Film über amerikanische G.I.s in Europa drehte und die Befreier alles andere als sympathisch charakterisierte. Oder ist es gerade der vermeintliche Macho-Charme, der hier porträtiert werden sollte, als Zeichen gegen den aufkeimenden Weichei-Mann der Post-Flower-Power-Ära?
Der Rahmen bleibt offen für Interpretationen und wer Quentin Tarantino liebt, wird sich diesen Film und das darin enthaltene Interview der beiden Regisseure ohnehin nicht entgehen lassen wollen. Natürlich ist „Inglorious Basterds“ von Tarantino unvergleichlich besser und man versteht das Genie dieses abgedrehten Cineasten umso besser, wenn man sich das Original einmal in voller Länge angesehen hat. Übrigens enthält die DVD Passagen, in denen nicht synchronisiert wurde, sondern einfach nur deutsch untertitelt wurde.
Die hier vorliegende ungeschnittene Fassung hat Stellen, für die keine Synchronisation existiert. Das macht den Film aber umso authentischer, denn schließlich handelt es sich um einen italienischen Film und in dieser Sprache klingen die Soldatenflüche noch musikalischer als auf Deutsch. Kurz und gut: ein Heimkinovergnügen für die wahren Fans und durchaus auch zu Studienzwecken für Cineasten geeignet. Natürlich nur, wenn man den nötigen intellektuellen Abstand mitbringt. Zweifellos ein rares Zeitdokument über das italienische Kino und sein Verhältnis zu den amerikanischen Befreiern nach 1945. Und wie man sehen wird, ein Stoff, aus dem Helden werden können, wenn es ein Meister wie Tarantino in die Hand nimmt.
Fazit
„Inglorious Bastards – Das Original“ ist ein klassischer Kriegsfilm aus dem Jahre 1977, der mit Quentin Tarantinos Version nur mit sehr viel Phantasie etwas zu tun hat. Diesbezüglich sollte man vielleicht erwähnen, dass der Charakter Bo Svenson auch bei Kill Bill, Vol. 2 eine Rolle bekommen hatte und Fred Williamson bei „From Dusk Till Dawn“; beide spielen jedenfalls im vorliegendem Film von Enzo Castellari tragende Rollen und wie Tarantino im Bonusmaterial im Gespräch mit dem Regisseur erklärt, kommt dies auch nicht von ungefähr.
Quentin Tarantino, der Fan von Kung Fu und Blaxploitation Filmen, der so viel bessere Filme macht, als die seiner Vorbilder, ist in dem Interview so aufgeregt und fuchtelt unentwegt mit seinen Händen herum, dass man Castellari fast bemitleidend betrachtet und man fühlt sich an den Zauberlehrling erinnert: „Die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht mehr los!“ Eine vergnügliche halbe Stunde (37 Minuten), die am Ende des Hauptfilmes noch auf einen wartet und vor allem auch Tarantino-Fans erfreuen wird.