Malla Nunn: Lass die Toten ruhen
Der zweite Kriminalroman der südafrikanischen Autorin, der wieder in den 50er Jahren spielt, der Zeit, als die Regierung und sie führende Clique des Landes die Apartheid gesetzlich verankerten und im Leben der Menschen gnadenlos durchsetzten.
Inhalt
Emmanuel Cooper lebt jetzt in Durban, nicht mehr in Johannesburg, er ist nach seinem Zusammentreffen mit dem Security Branch Südafrikas, dem gefürchteten Binnengeheimdienst, auch kein Detective Sergeant mehr, er ist überhaupt nicht mehr Polizist und, was noch viel schlimmer ist, er gilt nicht mal mehr als Weißer. Er wurde rassisch neu eingestuft und gilt jetzt als Mischling. Er hat seinen Einsatz für eine Gerechtigkeit jenseits von Politik und Hautfarbe damals in Jacob’s Rest bitter bezahlt. Nun lebt er in einem möblierten Zimmer in einer Pension, arbeitet tags körperlich hart in einer Werft und nachts undercover für seinen ehemaligen Boss van Niekerk. Er soll Polizisten bei unsauberen Geschäften beobachten, Fakten für Korruptionsanklagen sammeln, und nie, nie – gibt ihm van Niekerk mit auf den Weg – niemals bei irgendetwas eingreifen. Doch genau das gelingt dem engagierten Polizisten nicht. Als in den Docks die Leiche eine 10jährigen weißen Jungen mit durchgeschnittener Kehle gefunden wird und in der Nähe zwei in diesem Fall unschuldige junge Inder auftauchen, greift er ein. Cooper findet das Notizbuch des Jungen, der für viele in den Docks, Arbeiter, Kleinkriminelle, Huren und große Gauner, kleine Aufträge und Besorgungen erledigte. Dafür hatte er das Notizbuch, das er kurz vor seinem Tod verschwinden lassen wollte. Cooper findet es und versteckt es zu Hause. Als er kommt und es holen will, findet er die Leichen seiner Vermieterin und des Hausmädchens und läuft in die Falle der Polizei. Ihm will man den Dreifachmord anhängen.
Doch während der Vernehmung holt ihn van Niekerk heraus. Dass sein Chef Ambitionen hat und Verbindungen wusste Cooper, aber sogar Verbindungen, die ihm erlauben, einen mutmaßlichen Mörder aus dem Knast zu holen? Cooper staunt. Aber van Niekerk ist nicht menschenfreundlich. Er stellt Cooper ein Ultimatum. Nur 48 Stunden hat er Zeit, den wirklichen Mörder zu finden. Cooper ermittelt, fängt einen aus dem Gefängnis geflohenen Kriminellen wieder ein, der aber nicht der Mörder war, unterhält sich mit dem undurchsichtigen indischen Paten Mr. Khan, trifft einen reichen Schwarzen, der immer einen Overall im Kofferraum hat, um sich in seinen eigenen Angestellten verwandeln zu können, hilft einem schwerkranken Russen und seiner hochschwangeren Frau, lässt sich von van Niekerks Geliebter mit erstaunlichen Talenten unterstützen, wird gejagt und beschossen – und die Zeitl äuft ihm davon. Als er die Geschehnisse durchschaut, muss er erkennen, dass die drei Ermordeten eigentlich nur Kollateralschäden waren, etwas, was Cooper nur schwer erträgt. Aber seine Haut hat er immerhin gerettet, vielleicht kann er auch wieder „Weißer“ und Polizist werden.
Fazit
Zwar gibt es einige logische Schwachstellen in diesem Roman, besonders gegen Ende ein paar Zufälle zu viel, aber trotzdem gibt auch dieser Krimi wieder einen guten Einblick in die leicht paranoide Welt eines rassistischen Unrechtsstaates. Die Geschichte ist extrem spannend erzählt und man folgt Cooper gern bei seinen Ermittlungen quer durch die Gesellschaftsschichten und „Farbwelten“ Südafrikas der 50er Jahre.