Peking Girls

Inhaltsverzeichnis
Musik

Saltatio Mortis – Finsterwacht

Musik

Daryl Hall – D

Klassik

Stephan Moccio – Legends, Myths And Lavender

Annie Wang: Peking Girls

Sex and the City auf chinesisch

Der stilistisch sehr unentschiedene Roman basiert auf Zeitungskolumnen und mäandert zwischen Essay, Roman, Reportage und Soap Opera. Niuniu, das Alter Ego der Autorin, liebt „Ally McBeal“ und „Sex and the City“ und da  gibt es auch Parallelen zu ihrer Freundesclique junger, erfolgreicher Frauen. Aber nicht etwa in Boston oder New York, in Hongkong, Beijing, Shanghai oder Shenzhen dreht sich alles um Erfolg, Geld und die richtigen Lover.

Inhalt

Niuniu ist eine „Heimkehrerin“, die in den USA lebte und studierte, dann aber dem Ruf der chinesischen Regierung folgte, die „Patrioten in Übersee“ möchten doch bitte zurückkehren. Sie gehört zu einer Gruppe berufstätige Frauen der Mittelklasse mit deutlicher Tenndenz zum Aufstieg, die sich viel mit den Problemen des Liebeslebens herumschlagen: Internetdates, One-night-Stands, ungetreue und geldgeile Lover. Ein Ausflug aus dieser Welt von Gucci und Prada hinaus in die Vororte, wo der arme teil der Bevölkerung lebt, hat etwas Unwirkliches an sich. Eigentlich ist der In-Circle sich selbst genug und Boomtown liegt, so scheint es, auf einem anderen Planeten.

Was das Buch trotz einiger Plattheiten sehr lesenswert macht, sind interessante Einblicke und unterhaltsame Unterweisungen zur interkulturellen Kommunikation. Da ist die Geschichte eines amerikanischen Chefredakteurs auf der Suche nach chinesischen Partnern, der nicht für voll genommen wird – weil einfach Status in den USA und in China anders interpretiert wird. Für den Amerikaner ist es cool, einen Pick-up zu fahren. In China ist ein Pick-up aber absolut nicht cool, auch wenn US-Präsident George Bush in den USA damit chinesische Staatsgäste abholt hatte. Ikea wiederum ist keine Billigmarke im Neuen China … und Sprachlehrer sind hoch angesehen, denn sie können leicht Millionäre werden: Nichts ist erfolgversprechender in diesen „luftigen Höhen“  von Niuniu, Beibei und CC als die englische Sprache. Xiaozi, das chinesische Wort für Kleinbürger, zu Zeiten der Kulturrevolution ein lebensgefährlicher Vorwurf, hat eine wundersame Wandlung ins Gegenteil erfahren.

Fazit

Annie Wang beschreibt in ihren Geschichten die chinesische Variante der internationalen Kaste der Reichen und Schönen, die zum Shoppen oder zum zweiten Teil einer Geburtstagsfete mal eben mit dem Flugzeug anreisen. Aber die chinesische Variante der kosmopolitischen upper Class lebt wie in einem überhitzten Brutkasten, zu schnell sind die Veränderungen. Unverändert bleiben oftmals nur die hässlichen Seiten wie etwa chinesische Business-Machos, die auf der Suche sind nach einer Zweit- und Drittfreundin – das vorrevolutionäre China lässt grüßen – und hemmungslose Angeberei. Vergleiche mit der Kapitalismus des Westens sind erhellend – oder erschreckend,  und nur eines wird so gut wie überhaupt nicht erwähnt: Die kommunistische Partei.

Zwei- oder dreimal merkt man dem Text die Kolumnenherkunft an (ein gutes Lektorat hätte die redundanten Stellen streichen müssen), Annie Wangs „Roman“ ist jedoch erhellendes und amüsantes Lesefutter aus einem Land, das sich, so scheint es, aufmacht, in Zukunft ganz vorne mitzuspielen.

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