Schnee, Dietmar Tauchner und Bernd Bechtloff
Schnee, die erste Kooperation des international preisgekrönten Kurzlyriker Dietmar Tauchner und des Perkussionisten Bernd Bechtloff, der jahrelang mit Hubert von Goisern tourte, ist ein Vergnügen. Wie der erste Schnee, der Kinderaugen glänzen lässt und auch, eingestanden oder nicht, auch jene manchen Erwachsenen. Beim oftmaligen Anhören des „klingenden Wortspiels“ – so der Untertitel des musikalischen Hörbuchs mit Hörspielcharakter – werden immer wieder neue Höreindrücke gewonnen.
Neben Detlef Bierstredt, den arrivierten Synchronsprecher, der auch George Clooney seine Stimme leiht, wurden wunderbare Stimmen gecastet und exzellente Musiker für das Projekt gewonnen. Neben der österreichischen Schauspielerin Barbara Schwiglhofer und der Radiomoderatorin von ö1 Daniela Zimper, ist auch Blixa Bargeld, das Mastermind der Einstürzenden Neubauten, prominent auf der CD zu hören.
Die Stimmen wurden, angelehnt an die Choreografie eines antiken griechischen Chors, so angeordnet, dass sie einander ergänzen und die Vielschichtigkeit und Polysemie der Texte von Dietmar Tauchner, nicht nur unterstreicht, sondern ganz und gar zur Entfaltung bringt.
Musikalisch überzeugt die von Bernd Bechtloff arrangierte Melange aus Klassik, Weltmusik und Pop.
Schnee war als Weihnachtserfolg abseits der grünen Pisten ein voller Erfolg! Alle waren begeistert! Immer wieder wurde die Perfektion gelobt, mit der Sprachliches und Musikalisches verbunden wurde. Schon vertraute Texte in einem derart kunstvollen Arrangement wiederzuhören ist wie eine Reise zu einem vertrauten Freund.
Auch der dramaturgische Aufbau war sehr professionell und letztlich Spitze! Natürlich ist Blixa Bargeld ein Höhepunkt auf der CD, sowie die musikalische Untermalung durch den Schweizer Cellisten Daniel Pezzotti, doch, und jetzt komme ich zum Wesentlichen aus meiner Sicht, die Auswahl der Stimmen und der Texte machen die CD zu etwas Einmaligem.
Jeder Text für sich ein funkelnder Diamant und durch die ausgewählten Stimmen bekommt jedes Haiku seinen ganz besonderen Glanz. Immer wieder wurde erwähnt, wie unterschiedlich doch die Wirkung eines Textes ist, wenn er von verschiedenen Sprachkünstlern gelesen wird.
Letztlich werden die Texte gegen Ende noch einmal als sogenannten „stille Stimmspuren“ rezitiert, allerdings ohne Musik und ohne dramaturgische Eingriffe. Dadurch kann jedes Wort noch einmal traditionell aufgenommen werden.
Auch die Problematik des Vortragens kurzer lyrischer Texte, nämlich die der Kürze, wurde äußerst kreativ gelöst. Ich meine damit die Wiederholungen, Zergliederungen und Neuzusammensetzungen. Auch der Wechsel in der Akustik zwischen laut und leise, hell und dunkel, feminin und maskulin sowie rechts und links (stereo) sind ein Ohrenschmaus.
Fazit
Schnee ist ein Unikat und verdient sich viele geneigte Hörer! Schnee ist ein gelungener Balanceakt zwischen traditioneller Rezitation und innovativen Rezeptionsmöglichkeiten. Ich werde die CD wärmstens weiter empfehlen!!