Tannöd

Inhaltsverzeichnis
Musik

Saltatio Mortis – Finsterwacht

Musik

Daryl Hall – D

Klassik

Stephan Moccio – Legends, Myths And Lavender

Tannöd von Andrea Maria Schenkel

Inhalt

Beliebt waren sie nicht, die Danners vom oberbayerischen Einödhof Tannöd. Sie lebten zurückgezogen, pflegten kaum Kontakt zu den Dorfbewohnern – die junge Barbara, der der Hof offiziell gehörte, ihre Eltern und ihre beiden Kinder, die siebenjährige Marianne und der zweijährige Josef. Dazu kommen die Gerüchte über die Blutschande, denn der alte tyrannische Danner soll der Vater der beiden Kinder gewesen sein.

Eines Morgens wird die fünfköpfige Familie samt der neuen Magd tot auf dem Bauernhof aufgefunden – alle sechs brutal mit einer Hacke erschlagen. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Dorf. Wer kann eine solche Grausamkeit verübt haben? Raubmord ist der erste Gedanke, doch es fehlt nichts. Ein persönliches Motiv? Beliebt waren sie nicht, doch wer kann einen solchen Hass auf die Familie haben …?

Rätselhafte Morde auf dem Bauernhof

1922 werden auf dem Einödhof Hinterkaifeck sechs Menschen erschlagen aufgefunden. Es sind die fünf Mitglieder der recht wohlhabenden Familie Gruber und die neu eingetroffene Magd. Trotz jahrzehntelanger Nachforschungen, die noch heute viele Menschen fesseln und bewegen, konnte nie ein Täter gefasst oder auch nur das Motiv entschlüsselt werden. Kein Wunder also, dass mit Andrea Maria Schenkel ein Autor den brisanten Stoff für einen Kriminalroman aufgriff. Während der Fall Hinterkaifeck in der Realität nach wie ungelöst ist, präsentiert Andrea Maria Schenkel in ihrem Werk am Ende einen Täter. Motiv und Tathergang, wie im Roman geschildert, sind dabei durchaus plausibel und könnten theoretisch sogar der Wirklichkeit entsprechen.

Grundsätzlich hält sich die Autorin eng an die bekannten Fakten, angefangen von der Darstellung der Charaktere, wie sie überliefert wurden bis hin zu den Umständen der Tat und den Zeugenaussagen. Ein paar Freiheiten nimmt sie sich allerdings: Da wäre einmal die Veränderung der Namen, vor allem aber die Verlegung der Ereignisse in eine rund dreißig Jahre spätere Zeit. Statt 1922 schreiben wir hier die Fünfzigerjahre. Dementsprechend wird immer mal wieder der Zweite Weltkrieg erwähnt, angefangen von den harten Nachkriegsjahren, die noch nicht vorüber sind, bis hin Erinnerungen an Kriegsvorfälle. Aus Karl Gabriel, dem tatsächlichen Ehemann der ermordeten Viktoria Gruber, der bald nach der Heirat im Ersten Weltkrieg fiel, wird hier entsprechend ein Vinzenz, der nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtling für ein paar Monate auf dem Hof lebt und dann verschwindet. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten wird jeder, sich ein bisschen mit dem historischen Fall befasst hat, zahlreiche Details wiedererkennen.

Das Buch ist aber nicht nur reizvoll für diejenigen, die schon einmal von Hinterkaifeck gehört haben, sondern richtet sich generell an alle Krimifreunde. Außergewöhnlich ist die Form, die Andrea Maria Schenkel ihrem Roman verleiht: Abwechselnd werden kurze Zeugenaussagen wiedergegeben, von Personen wie der Schwester der ermordeten Dienstmagd, dem Pfarrer, dem Dorfschullehrer oder derer, die den Mord als ersten entdeckten. Dazwischen gibt es immer wieder ebenso kurze Erzählpassagen, in denen der Leser quasi den Täter begleitet, ohne aber direkt seine Identität zu erfahren, dies geschieht erst am Schluss, wenn man es nicht bereits zuvor erahnt hat. Diese sehr kurzen Abschnitte, die oft nur ein oder zwei Seiten umfassen, sorgen dafür, dass man sich nicht groß zu konzentrieren braucht. Man bekommt die Handlung häppchenweise serviert, nicht immer chronologisch, was aber den besonderen Reiz ausmacht. Diese Form ist aber zugegeben nicht jedermanns Sache, zumal die Aussagen der Zeigen natürlich möglichst authentisch mit Einflüssen des Dialekts wiedergegeben werden. Die Aussage der greisen ehemaligen Arbeitgeberin der Magd besteht aus teils klaren Sätzen, teils aus Wiederholungen und zerstreuten Abschweifungen und darauf muss man sich einlassen, wenn man den Roman genießen möchte.

Fazit

Ein in origineller Form verfasster, sehr kurzer Roman, der eine wahre Begebenheit aufgreift. Der Leser wird gut unterhalten und kann das Werk binnen kürzester Zeit flott in einem durchlesen.

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