Wir 6 aus Neuseeland

Esther Glen: Wir 6 aus Neuseeland

Wir 6 aus Neuseeland, ein Kinderbuch. Neuseeland? Was gibt es denn da an Kinder- und Jugendliteratur? Der wichtigste Literaturpreis für Kinder- und Jugendliteratur in Neuseeland heißt Esther Glen Award. Esther Glen? Also eine Menge, was man nicht weiß, fangen wir mit der Autorin an.

Die Autorin

Alice Esther Glen (1881 – 1940), geboren in Christchurch, Neuseeland, als drittes von 12 Kindern. In die Geschichte ihres Heimatlandes ging sie ein als Verfasserin des Kinderbuchklassikers Six little New Zealanders, 1917 erstmals in London erschienen und seither immer wieder neu aufgelegt, zuletzt – verdienstvollerweise – in der deutschen Übersetzung im Susanne Rieder Verlag, München. Ihr Vorbild war Sieben kleine Australier von Ethel Turner, das Buch, das sie bei einem Australienaufenthalt entdeckte. Esther Glen war schon erwachsen und hatte eine Reihe Kurzgeschichten veröffentlicht, als sie auf dieses Kinderbuch stieß, das sie inspirierte. Bald darauf entstand Six little New Zealanders und die Fortsetzung Uncles three in Kamahi erschien 1926. An diese Erfolge konnte sie später nicht mehr anknüpfen, sie arbeitete als Journalistin und Sozialarbeiterin, besonders für Kinder. Und darum heißt der Kinder- und Jugendbuchpreis in Neeseeland Esther Glen Award, wegen ihrer Erfolge in der Sozialarbeit, nicht wegen ihrer Bücher. Lesen sollte man sie aber trotzdem.

Inhalt

Sechs Geschwister, zwischen neun und 19 Jahren, müssen Auckland verlassen und auf die abgelegene Schaffarm Kamahi zu ihren drei Onkeln ziehen. Ein ganzes Jahr sollen sie in der abgelegenen ländlichen Einsamkeit bleiben, solange die kranke Mutter in England behandelt wird. Vater und Mutter verlassen per Schiff das Land und die sechs Geschwister müssen sich an ein ganz neues Leben gewöhnen. Die Älteste der sechs, Kathie, soll die Mutterrolle übernehmen, ist damit aber heillos überfordert. Anpassungsschwierigkeiten, dumme und noch dümmere Streiche (fast brennt das Wolllager ab, weil drei der Kinder unbedingt einmal rauchen wollen), erwachsen werden, erste Liebe, Geschwisterstreitigkeiten, aber auch ernsthafte Probleme, aufregende Abenteuer in faszinierender Natur, all dies lässt die Geschwisterschar in einem Jahr sehr viel erwachsener werden. Auch die drei kinderlosen, ein wenig eigenbrötlerischen Onkel haben es nicht immer einfach mit diesem sechsfachen Überfall. Der jüngste Onkel, eigentlich ein von den beiden wirklichen Onkeln adoptiertes Kind und mittlerweile 24, verliebt sich in Kathie, die dadurch noch weniger Zeit hat, sich um die anderen fünf zu kümmern. Erzählt werden die Ereignisse auf der Schaffarm von Ngaire. Die Zwölfjährige beschreibt die Unlust der Stadtkinder aufs Landleben, ihr Heimweh, aber auch die Schönheit der Landschaft und die ungewohnte Freiheit, die die Kinder hier genießen und die manchmal auch zu Blödsinn verleitet. Und dann warten alle auf die Eltern, die zurückkommen sollen und man hört nichts mehr von ihrem Schiff. Ein Jahr Erlebnisse auf 217 Seiten, berührend und warmherzig – und keineswegs altmodisch.

Fazit

Wir 6 aus Neuseeland ist ein Kinderbuchklassiker, der unbedingt gelesen werden sollte. Manches erinnert an Enid Blyton, vieles aber ist ganz anders, realitätsnaher, und überhaupt nicht verstaubt, wozu auch die zurückhaltenden, sehr gelungenen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Wendy Rutz beitragen. Es gibt auch eine Hörbuchfassung, gelesen von Mona Petri, die auch das Buch überarbeitet hat.

Schreibe einen Kommentar