Jutta Speidel und Bruno Maccallini: Zwei Esel auf Sardinien. Ein deutsch-italienisches Abenteuer
Nachdem das deutsch-italienische Paar bereits konfliktträchtig die Alpen per Rad überquert und darüber das köstliche Buch „Wir haben gar kein Auto“ geschrieben hatte, gibt es jetzt ein weiteres Dramolett über den Zusammenprall deutscher, schlimmer noch: bayrischer und italienischer Lebensart. Der Erzählstil ist wieder der gleiche, Jutta Speidel und Bruno Maccallini erzählen eine Begebenheit und beschreiben mehr oder weniger im Wechsel, wie sie jeweils die Dinge wahrnehmen. Nach und nach entwickelt sich so die Geschichte, immer recht chaotisch, die ihre Komik besonders in der ach so unterschiedlichen Sicht auf die Dinge des Lebens sieht.
Inhalt
Ein unerwarteter Anruf: Bruno und seine deutsche Frau sind eingeladen zu einer Hochzeit des Cousins dritten Grades auf Sardinien. Eine ganz traditionelle Hochzeit soll es werden, in einem kleinen Bauernort im „wilden“ Teil der Mittelmeerinsel. Mindestens drei Tage sind für die Vorbereitung angesetzt und alle, alle werden kommen, wenn Mauricio seine Guilia heiratet und Bruno solle doch bitteschön Trauzeuge werden. Ehrensache, dass man kommen wird. Bruno und Jutta werden mit unterschiedlichen Fliegern ankommen, sich in Cagliari treffen und dann gemeinsam mit einem Mietwagen nach Gesturi weiterfahren. Jutta kauft noch schnell ein Seidenensemble und ein Cocktailkleid und Schuhe und Hut … Aber wie das mit den Plänen so ist …
Eines der ersten Worte Italienisch, die ich lernte, war sciopero: Ein Wort, das man in Italien einfach kennen muss. Und in einen sciopero ganz besonderer Art gerieten Jutta und Bruno direkt nach der Landung. Die Hirten und Milchbauern streiken und um ihren Forderungen besonderes Gewicht zu verleihen, man sagt den Sarden ja auch eine gewisse Dickköpfigkeit nach, besetzten die Bauern samt ihren Ziegen und Schafen den Flughafen. Kein Gepäck lief vom Band, kein Mietwagen konnte die Garage verlassen. Der findige Bruno überredet einen der Viehhirten,sie mitzunehmen, so könnte man doch noch Gesturi rechtzeitig erreichen und das Gepäck wird ja sicher nachgeschickt. Also rein in den Anhänger des Traktors zu den Ziegen und ab geht die Fahrt, mit 20 Stundenkilometern! Und bei Anna und Claudio gibt es erstmal was zu essen und für die Männer Schnaps. Die erste Nacht verbringen die Reisenden auf Stroh, sehr zum Nachteil des Seidenensembles von Jutta. Auch am nächsten Tag geht es erst einmal nicht wirklich weiter. Claudio geht wieder demonstrieren, überlässt aber den beiden Reisenden zwei Esel zum Weiterkommen. Weder können Bruno und Jutta auf Eseln reiten, noch wissen sie den Weg und so stranden sie erneut, lernen sardische Originale kennen, streiten und versöhnen sich und erreichen letztlich gerade eine halbe Stunde vor der Trauung Gesturi, wo schon gewaltig gefeiert wird. Bruno wollte seiner tedesca die Besonderheiten der Insel zeigen, die freundlichen Menschen, die atemberaubende Natur und anders als geplant gelingt ihm das auch. Kaum jemand und ganz gewiss kein Tourist erlebt so viel Sardisches in nur drei Tagen!
Fazit
Ja, sie lieben sich – aber die unterschiedliche Wahrnehmung der Dinge, die unterschiedliche Herangehensweise an die wichtigen Dinge oder die, die man dafür hält und unterschiedliche Problemlösungsstrategien lassen ihre Beziehung keine Minute langweilig werden. Eigentlich passen ja Männer und Frauen nicht zusammen, Italiener und Deutsche auch nicht gerade und ein italienischer Mann und eine deutsche Frau: eine Katastrophe. Dass doch immer wieder alles gut ausgeht, dass sich Bruno und Jutta immer wieder vertragen und die dramatischen Katastrophen sich doch immer wieder in Friede und Freude auflösen, macht den Reiz dieses warmherzigen und urkomischen Buches aus. Auf jeden Fall eine fröhlich-sommerliche Reiselektüre.