SCHNELL VERGLÜHT ODER HELLER SCHEIN?
Die Band:
Zusammen mit Rammstein und Oomph sind Megaherz einer der ersten Vertreter der Neuen Deutschen Härte. Gegründet wurde die Band 1993 in München von Sänger Alexander „Alexx“ Wesselsky, der inzwischen mit dem Projekt Eisbrecher unterwegs ist. Die erste CD „Herzwerk“ ist geprägt von den Einflüssen Rammsteins, aber auch von Bands wie Soundgarden oder Rage Against The Machine. Matthias Elsholz wird 2003 Nachfolger von Alexander Wesselsky. Mit ihm erscheint das Album „5“. Der große Erfolg bleibt aus und die Band steht vor der Auflösung. 2007 verkünden Megaherz, dass es abermals einen Wechsel am Mikrofon gibt: Alexander „Lex“ Wohnhass wird der neue Frontmann. Er ist erstmals auf dem 2008 veröffentlichten Longplayer „Heuchler“ zu hören.
Das Album:
Vier Jahre haben sich Megaherz Zeit genommen, um einen Nachfolger für ihr letztes Album „Zombieland“ aufzunehmen. In der Zeit waren sie alles andere als untätig und tourten (unter anderem mit Unheilig) durch die Republik.
Nun legt einer der Vorreiter der Neuen Deutschen Härte im fünfundzwanzigsten Bandjahr den zehnten Longplayer vor. Ein doppeltes Jubiläum also. Der vollmundige Pressetext verspricht viel: kompromisslos und emotional wie nie zuvor. Megahertz stellen ihr Feuer auf Anschlag. Nun gut, man weiß ja oft, was man von solchen Texten zu halten hat. Das Problem bei Megahertz ist, dass man sich nie richtig abgrenzen konnte. Zu Beginn galt die Gruppe als kleiner Bruder von Rammstein, in den letzten Jahren kamen dann Annäherungen an Unheilig hinzu. Sicher, im Vergleich zu anderen Bands (beispielsweise Ost+Front) besitzen Megaherz so etwas wie ein eigenes Profil. Und ja, „Komet“ ist etwas rockiger als zuletzt „Zombieland“. Trotzdem konnte mich das neue Album nicht vom Hocker reißen.
Der überwiegende Teil erinnert eben doch wieder an Rammstein und Unheilig. Gerade bei der Ballade „Von oben“ dringt der Graf aus jeder Pore. „Tiefenrausch“ könnte auch ein Song sein, den unheilig seinerzeit für „Große Freiheit“ nicht mehr verwendet haben und der Text von „Scherben bringen Glück“ klingt wie ein Produkt aus der Schmiede Graf/unheilig/Verlage. Wenn ich lese, dass Henning Verlage an der Produktion beteiligt war … Eigenständigkeit sieht anders aus. Auf der anderen Seite gibt es dann einen Song wie „Trau dich“, der sich einmal mehr sehr inspiriert nach Till Lindemann und Co. anhört.
Insgesamt klingt „Komet“ durchaus gefällig und wird dem Genre Neue Deutsche Härte gerecht. Trotzdem leidet insbesondere dieses Genre darunter, dass kaum eine Gruppe ein wirklich eigenes Profil besitzt. Das ist schade, denn gute Ansätze sind bei Megaherz vorhanden. Auch live kann die Band überzeugen. Unterm Strich ist das Album nicht besser, als der insgesamt recht laue Vorgänger.
Trackliste:
01 – Vorhang auf
02 – Komet
03 – Scherben bringen Glück
04 – Horrorclown
05 – Von oben
06 – Tiefenrausch
07 – Schwarz oder Weiß
08 – Heldengrab
09 – Nicht in meinem Namen
10 – Trau dich
11 – Nicht genug
Fazit:
„Komet“ ist ein Werk mit Licht und Schatten. Wer Anleihen an Rammstein mag und den unheiligen Sound des verabschiedeten Grafen etwas härter hören will, ist hier gut bedient. Wer hofft, Eigenständigkeit zu bekommen, wird eher enttäuscht werden. Insgesamt kein wirklich schlechtes Album, aber eines, was ich aus meiner Playlist wieder entfernt habe.