Mitternachtsmorde von Linda Howard
1985 wird in einer kleinen Stadt im Süden der USA eine Zeitkapsel vergraben, die erst 200 Jahre später wieder geöffnet werden soll. Der 15jährige Knox beobachtet die Zeremonie und stellt fest, daß statt der 12 angekündigten Gegenstände jedoch 13 hineingelegt werden. Keiner glaubt ihm bzw. die Beteiligten sagen, es seien nur 12 gewesen und so passiert weiter nichts. 20 Jahre später, Knox ist inzwischen Polizist in seiner Heimatstadt geworden, wird die Kapsel über Nacht gestohlen und ein tiefes Loch klafft in dem Versteck vor dem Polizeigebäude. Doch die Überwachungskameras zeigen nichts an – lediglich einen unerklärlichen weißen Blitz; es gibt keine Fußabdrücke und keine sonstigen Spuren. Knox, der wie als Jugendlicher noch immer Rätsel liebt, beginnt zu ermitteln, wird jedoch dann zu einem anderen Tatort und schließlich zu einem Mordfall gerufen. Der Anwalt Taylor Allen, einer der damaligen Offiziellen bei der Vergrabung der Zeitkapsel, ist auf rätselhafte Weise mit einem Speer ermordet worden. Wieder gibt es keinerlei Spuren. Plötzlich taucht am Tatort eine junge hübsche Frau auf, die sich als FBI-Agentin Nikola Stover ausgibt. Er bespricht mit ihr einige unwesentlichen Dinge am Tatort, läßt aber im Hintergrund ihre Identität überprüfen. Als sie sich schließlich auf dem Revier unterhalten, erfährt er, daß das FBI sie nicht als Agentin registriert hat.
Plötzlich beginnt sie ihm eine ungeheuerliche Geschichte zu erzählen. Sie sei doch FBI-Agentin, jedoch aus dem Jahr 2007 und versucht, ihm das mit einigen Dokumenten und Gegenständen, die es in seiner Zeit noch nicht gibt, zu beweisen. Knox ist zwar nicht völlig überzeugt, merkt jedoch, daß irgend etwas an ihrer Geschichte wahr sein muß und bringt sie zu sich nach Hause. Plötzlich wird auf Nikita ein Mordanschlag verübt und danach, bei der Besichtigung von Knox´erstem Tatort des Tages, erscheint plötzlich ein weiterer Agent aus der Zukunft, der sie ebenfalls angreifen will. Nikita ist schneller und tötet ihren Kollegen.
Von da an glaubt Knox ihr und sie gehen gemeinsam auf die Suche nach dem Mörder des Anwalts, der Zeitkapsel und versuchen gleichzeitig Nikitas geheimen Auftrag zu erledigen, der für sie lebenswichtig ist. Dabei wird klar, daß die Agenten aus der Zukunft, die versuchen, Nikita auszuschalten, einen Mittäter aus der Jetztzeit haben müssen – nur wen?
Nikita bleibt Knox gegenüber jedoch bzgl. ihrer Identität jedoch geheimnisvoll und versucht, die prickelnde Erotik, die sich zwischen beiden entwickelt, abzuwehren, da Knox noch nicht alles von ihr weiß und dies seine Zuneigung ändern könnte.
Im Verlauf der Ermittlungen muß Nikita feststellen, daß die Manschetten für die Zeitreise gestohlen wurden und wenn sie sie nicht wiederfindet, kann sie nicht mehr in ihre Zeit und zu ihrer Familie zurückkehren…
Fazit
Eine sehr gelungene Story, auch für Leser, die sonst an Zeitreisen oder Science Fiction kein Interesse haben. Der Roman spielt in der Gegenwart und die Elemente, die die Protagonistin aus der Zukunft einbringt, sind für das Lesevergnügen absolut förderlich. Zum einen versteht es die Autorin (und der Übersetzer!), mit viel Sprachwitz die Sprachprobleme der beiden zu lustigen Mißverständnissen zu formulieren. So spricht Nikita zwar nach wie vor auch in der Zukunft englisch, aber viele alltägliche Redewendungen sind verlorengegangen, und so nimmt sie manches wörtlich, was nicht so gemeint ist, z.B. das Wort „Schreibtischhengst“, was wiederum Knox zum Wundern und Lachen bringt. Umgekehrt ist er sehr neugierig, wie es in der Zukunft aussieht, ob es noch Autos gibt, was die Menschen essen und wie (ißt man noch mit Messer und Gabel), welche Rohstoffe knapp sind usw. Diese vergleichende Darstellung in einem Roman ist sehr interessant zu lesen und ergibt ein wunderbares Lesevergnügen, das gleichzeitig zum Denken anregt! Ein großartiger Roman!
Der einzige Makel: Der Titel des Romans „Mitternachtsmorde“ bzw. der Originaltitel „Killing Time“ sind in Hinblick auf die Handlung ein absoluter Fehlgriff!