MIT VOLLGAS IN DIE 60er!
Die Musikerin:
Trotz ihrer erst jungen 28 Jahre hat Marla Blumenblatt schon ein recht bewegtes Leben hinter sich. Ihre Eltern ziehen als Gastarbeiter vom Balkan nach Österreich. Marla geht in Wien zu Schule und beginnt mit Ballett. Sie erhält ein Stipendium in New York und geht von dort nach Paris, wo sie im Crazy Horse arbeitet. Nach einer vierwöchigen Probezeit werden die Tänzerinnen von der Showmanagerin benannt. So kommt sie zu ihrem Namen Marla Blumenblatt. Von Paris geht es nach Wien zurück, wo sie als Sängerin arbeitet, bevor es sie nach Berlin verschlägt, wo sie ihr erstes Album produziert.
Das Album:
Schlagerikonen wie Trude Herr, Catarina Valente oder Connie Francis sind es, denen Marla Blumenblatt auf ihrem Debütalbum Tribut zollt. Mehr noch. Der jungen Sängerin gelingt die schmale Gratwanderung zwischen Reminiszenz und Eigenständigkeit.
13 Titel präsentiert sie auf ihrem Album. In Mono produziert klingen die Songs absolut authentisch und erzeugen echtes 60er Jahre Feeling. Ohne Scheu ließ man sich von bekannten Gassenhauern inspirieren. So erinnert „Gangsterbraut“ an Trude Herrs „Ich will keine Schokolade“, ohne dabei ein müdes Plagiat zu sein. Der Titelsong „Immer die Boys“ erinnert ganz stark an die junge Catarina Valente.
Textlich ist dem Team um Marla Blumenblatt ein echter Glücksgriff gelungen. Die kleinen Geschichten passen hervorragend zur Musik der 60er, versprühen aber frech-lasziven Charme, der sehr modern ist. Titel wie „Cornetto“ oder „Unter meiner blau-weissen Markise“ sind ausgezeichnete Beispiele dafür. Auch gibt es immer wieder versteckte Anspielungen auf alte Schlagerhits, wenn sie zum Beispiel im „Gartenpavillon“ von einer roten Badewanne singt.
Stimmlich zeigt sich Marla Blumenblatt überaus wandlungsfähig, mal mädchenhaft naiv, mal kichernd, mal kreischend, lässt sie alle die bereits genannten Größen der damaligen Zeit wieder aufleben. Und das nicht nur als Kopie, sondern als ernstgemeinte Verbeugung mit jeder Menge Eigenständigkeit, denn Marla Blumenblatt lebt und liebt die Musik, die sie hier dem Hörer präsentiert.
Trackliste:
01 – Cornetto
02 – Gartenpavillon
03 – Lichter von Berlin
04 – Gangsterbraut
05 – Gefühle zeigen ist nicht sexy
06 – Verliebt aber allein
07 – Immer die Boys
08 – Was kann ich dafür
09 – Da wo ich bin, bist du nicht
10 – Fernsehapparat
11 – Unter meiner blau-weissen Markise
12 – Wie wär´s, wie wär´s
13 – Kapitän
Fazit:
Marla Blumenblatt ist ohne Übertreibung eine der musikalischen Entdeckungen des letzten Jahres. Auch wenn das Album zum Ende hin ein wenig von seinem anfänglichen Reiz verliert, ist „Immer die Boys“ trotzdem ein hörenswertes Album und eine liebevolle Verbeugung an die gute alte Zeit. Mit dieser spielt Marla Blumenblatt sehr gekonnt und transportiert sie mühelos ins neue Jahrtausend. Für alte Schlagerliebhaber ist dieses Album sowieso ein Muss, aber auch andere Hörer sollten sich mit dem kokett-lasziven Charme von Marla Blumenblatt einmal beschäftigen. Manch einer würde dann sicher der Aufforderung nachkommen und mit ihr in die rote Badewanne steigen …