Malen nach Karten

Inhaltsverzeichnis
Belletristik

Nightwish – Yesterwynde

Musik

Back To The 80´s: Schwarz auf weiß

Musik

Marina Marx – Wahrheit oder Pflicht

Der Spielverlag Iello veröffentlicht mittlerweile seine Spiele nicht mehr bei Heidelberger, sondern ist in Deutschland selbstverantwortlich. Und das aus gutem Grund, denn diese Spieleschmiede versteht es, die ganz besonderen Perlen, die dicksten Kirschen, die berauschendsten Bilder zu servieren. Und das darf man ganz wörtlich nehmen, denn Kanagawa von Bruno Cathala und Charles Chevallier ist ein Augenfang, dessen Thema viel mit Augenfängen zu hat: die Malerei.

Die Matrix des Spiels ist ein Schulbogen, denn als Spieler wird man zum Schüler des – am, realen Vorbild orientierten – japanischen Malermeisters Hokusai aus dem 19. Jahrhundert. In jeder Runde werden dann vier Lektionskarten offen oder verdeckt abgelegt. Im Spielverlauf kann entschieden werden, ob man die Karten nimmt oder noch eine Runde abwartet, was dazu führt, dass man strategisch taktieren muss: entweder die beste Karte oder mehrere, dann aber vielleicht nicht so passende.

Hat man die Karten genommen, kann man die Schule verlassen und sein Gemälde erweitern oder das Atelier verbessern. Wichtig ist dabei vor allem das Motiv, das mit Hilfe der unterschiedlichen Funktionen der Karten (Jahreszeit, Hauptmotiv wie Bäume, Häuser, Menschen oder Tiere) angereichert wird. Und genau das bestimmt am Ende die Punktzahl. Hat ein Malschüler elf Karten angelegt haben, endet das Spiel und die Endabrechnung beginnt.

Diese Zentralfunktion des Spiels – also das Anlegen der Karten – ist wie bei vielen modernen Spielen zwar abwechslungsreich, methodisch aber nicht immer einfach, wenn es darum geht Karten unter andere zu schieben. Ein bisschen Pfriemeln muss man da schon, aber das war früher bei Canasta nicht anders.

Was heutzutage aber anders ist: die sagenhafte Optik. Ein originelles Thema, bildschön (sic!) umgesetzt. Das ganze Material ist herausragend gestaltet, der Schulbogen ist nicht nur eine Kartontafel, sondern die zur japanischen Schule der Malerei passende Bambusmatte. Die Spielerfiguren sind aus aus Holz, genau so wie die schön gestalteten Malpinsel-Figuren. Kein Wunder, dass die Illustration des Spiels für einen französischen Grafikpreis nominiert wurde.

Neben dem Ausbau des Schulbogens offenbart das Spiel weitere Kniffe, wie die Beachtung der Jahreszeiten (gibt Extrapunkte) und die Diplomplättchen, die man erhält, wenn man mit seinen Karten bestimmte Bedingungen erfüllen kann. Und zwar reale wie Bäume, Gebäude, Personen, Landschaften oder Tiere, die es auf das Bild geschafft haben.

Fazit:

Bei aller Planung, wann man welche Karten nimmt, anlegt und ausspielt, ist man auch vom Glück abhängig. Es ist letzten Endes ein Kartenspiel mit zufällig auftauchenden Karten, die – und das ist das maximale Phänomen dieses Spiels – optisch begeistern. Vielleicht ist es nicht das strategisch anspruchsvollste Spiel, nicht das mit dem interessantesten Gameplay oder das mit dem höchsten Wiederspielwert; aber es ist eines, an das man sich erinnern wird, denn es ist ein Kunstwerk und behandelt auch noch Kunstwerke!

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